SWAT 4
Entwickler:
Sierra Entertainment
Publisher:
Sierra Entertainment
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
44,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
AMD Athlon XP 3,2 GHz, 512 MB RAM, GeForceFX-5900, WIN XP
Anforderungen:
1 GHz CPU, 256 MB RAM, 3-D Grafikkarte
Inhalt:
In 14 Missionen gilt es, psychopathische Schlitzer, fanatische Sektenmitglieder und skrupellose Räuber zu überwältigen. Hört sich nach einer Menge Spaß an, nicht? Leider seid Ihr als Anführer einer Spezialeinheit der Polizei (SWAT = Special Weapons and Tactics) an bestimmte Vorgehensweisen gebunden und dürft die irren Killer nicht mit Blei voll pumpen, danach strangulieren, vierteilen und den Schweinen zum Fraß vorwerfen. Stattdessen sollte möglichst kein Gebrauch von tödlichen Waffen gemacht werden, und Zivilisten müssen unbedingt geschützt werden. Also nix für Jungs mit nervösem Zeigefinger und abgebrochener Metzgerlehre. Taktisches Geschick und überlegtes Vorgehen sind der Schlüssel zum Erfolg, zumindest im neuesten Teil der SWAT Serie.
Meinung:
Ist zwar schon ein paar Jährchen her, dass die Sondereinheit im Einsatz war, doch manche Dinge ändern sich nie. So wurde auch in diesem bereits vierten Teil der Serie auf unnötigen Storyballast verzichtet. Statt einer Rahmenhandlung gibt es daher vor dem Beginn der Missionen lediglich ein Info-Briefing, das mal recht ausführlich, mal ziemlich knapp ausfällt. Hier sollte jeder aufmerksam zuhören und sich Fotos der Kriminellen oder Blaupausen des Einsatzortes gut einprägen. Je nach Situation muss danach nämlich die Ausrüstung ausgewählt werden. Für alle Waffenfreaks kommt jetzt schon die erste Enttäuschung: Zwar kann sogar zwischen durchschlagenden Stahlmantelgeschossen und normaler Munition gewählt werden, doch die am häufigsten eingesetzten Waffen sind Pfeffer-Spray, Elektroschocker, Gas- und Splittergranaten sowie ein modifiziertes Paintball-Gewehr, welches statt Farbe Pfefferbälle verschießt. Nur im äußersten Notfall sollte darüber nachgedacht werden, dem kranken Abschaum eine Kugel ins Hirn zu jagen.
Alltagsroutine
Sind alle Vorbereitungen getroffen, kann es zum Einsatzort gehen. Nach der Wahl eines Einstiegspunktes dringt die Spezialeinheit von dort aus in das Gebäude ein. Ab hier ist äußerste Vorsicht angesagt. Nur wer jeden Raum mit der gleichen Sorgfalt angeht, hat eine Chance. Am besten zuerst per Mini-Kamera checken, was sich hinter der Tür verbirgt, Position einnehmen, Tür öffnen, Gasgranate reinrollen und den Raum stürmen. Im späteren Verlauf wird deutlich, dass sich an dieser Vorgehensweise nicht allzu viel ändert. Für Überraschungen sorgen dagegen die vielfältigen Reaktionen der kriminellen Subjekte. Mal wimmern die Bösewichte sofort um Gnade, mal ergreifen sie die Flucht oder suchen ihr Heil im Angriff. Um die bösen Jungs zur Aufgabe zu bewegen, sollte man ihnen am besten mit der geballten Feuerkraft des gesamten Teams gegenübertreten. Das Team aufzuteilen, ist zwar zeitsparend und macht auch viel Spaß durch den höheren Koordinationsaufwand, der richtiges Teamleaderfeeling aufkommen lässt, doch abgewixten Geiselnehmern fällt beim Anblick zweier Polizisten kein Ei aus der Hose.
Du Doof!
So ein Team-Shooter macht natürlich nur Spaß, wenn die Kameraden keine einfältigen Schweinehirten sondern clevere Kerle sind, die auf sich selbst aufpassen können. Auch stellt sich nur dann ein befriedigendes Siegesgefühl ein, wenn die Gauner sich tapfer wehren und all ihre Möglichkeiten ausschöpfen. Das alles funktioniert in „SWAT 4“ erstaunlich gut. Nur selten gibt’s kleinere Probleme in der Art, dass Kameraden manchmal übereifrig in einen Raum stürmen und dann plötzlich hinter den Geiselnehmern stehen, ohne sich dessen bewusst zu sein, oder die Teammitglieder das eine oder andere Mal etwas langsam schalten und Befehle zu spät befolgen. Aber jedem Beispiel für ein Versagen der Künstlichen Intelligenz stehen hunderte anderer Beispiele, die zeigen, dass die KI hervorragend funktioniert.
Alles im Griff
Ein komplexes Spiel braucht eine einfache Steuerung. In „SWAT 4“ wurde das Problem der Befehlsvielfalt hervorragend gelöst. In den meisten Fällen schlägt das System den richtigen Befehl vor, wenn man auf ein bestimmtes Objekt zeigt. Ansonsten kann schnell über die intuitive Befehlsauswahl korrigiert werden. Dazu kommt, dass die Lernkurve des Spiels langsam ansteigt. Das gibt die Möglichkeit, mit der Steuerung in den ersten Missionen vertraut zu werden, bevor die ganz harten Herausforderungen kommen.
Spiel’s noch mal
Sind die 14 Missionen abgehakt, ist der Spaß noch lange nicht vorbei. Zum einen gibt es die Möglichkeit, per Missionseditor neue Missionen zu erstellen und sogar Missionsziele festzulegen, zum anderen kann der Single-Player-Modus auch kooperativ angegangen werden. Und es macht wirklich einen Heidenspaß, zusammen mit einem Kumpel Geiselnehmer hochgehen zu lassen. Hat der Kumpel was besseres zu tun, gibt’s ja noch den Multiplayer-Modus. Drei Varianten stehen zur Verfügung: Deathmatch, VIP und Bombenanschlag. Das ist zwar alles nicht superneu und irre innovativ, dafür aber gut ausbalanciert.
Präsentation
Sieht man mal davon ab, dass eine Rahmenhandlung fehlt, muss neidlos anerkannt werden, dass die Entwickler wirklich alle Register gezogen haben, um eine spannende Atmosphäre zu kreieren. Die Grafik ist richtig gut und strotzt nur so vor Details und hübschen Effekten. Diese Pracht hat natürlich seinen Preis, denn wird das Treiben auf dem Bildschirm richtig heftig, kommt es zu Rucklern. Die empfohlenen Mindestanforderungen sind wirklich die absolute Grenze.
Neben der guten Grafik sorgen der treibende Soundtrack und das Stimmengewirr, wenn Geiseln wimmern, Gangster fluchen und die Teamkameraden sich durch Schreien Respekt verschaffen, für eine dichte Atmosphäre. Alles in allem ist den Entwicklern die Präsentation vortrefflich gelungen. Wer weiß, ob eine Story nicht am Ende sogar alles zunichte gemacht hätte. So wird nämlich der Leerraum durch die Phantasie der Spieler ausgefüllt, und das funktioniert besser als jede 08/15 Story, die auf verkrampfte Art und Weise die einzelnen Missionen miteinander hätte verbinden müssen. Außerdem wären die Entwickler durch eine Story zu sehr in der Gestaltung der Missionen eingeschränkt gewesen.
Fazit:
Zwar nutzt sich das an das altbekannte „Räuber und Gendarm“ angelehnte Spielprinzip nach einiger Zeit ab, doch die stimmige Atmosphäre, der tolle Ko-Op-Modus, der simple Missionseditor und die gut durchdachte Levelarchitektur sorgen für Spielspaß und Langzeitmotivation. Die kleinen Aussetzer bei der KI können die Freude am Spiel ebenso wenig trüben wie die Ruckler bei allzu heftigem Treiben auf dem Bildschirm. Es macht einfach Spaß, Ordnung in das Chaos zu bringen, das losbricht, wenn das SWAT-Team und die Gauner aufeinander treffen, und sich dabei auch noch an die Vorschriften zu halten. Also: Klasse Spiel – kaufen – Spaß haben!
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Autor der Besprechung:
Oliver Wormuth
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