Pitfall: Die verlorene Expedition
Entwickler:
Activision
Publisher:
Activision
Genre:
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
49,99 €
Systeme:
Gamecube, PlayStation 2, Xbox
Inhalt:
(Ab-)Sturz ins Grüne Das Abenteuer nimmt seinen Lauf, während Harry, im Flugzeug über dem Dschungel von Peru sitzend, durch einen tobenden Sturm fliegt. Der Unerschrockene ist Mitglied einer Expedition, die vom alternden Archäologen Dr. Bernhard Bittenbinder geleitet wird. Mit von der Partie ist der junge, exzentrische Wissenschaftler Leech und Bücherwurm Nicole, eine gut gebaute Blondine. Schwerenöter Harry kann es natürlich nicht lassen und versucht die Schönheit anzumachen - mit dürftigem Erfolg. Und dann passiert es. Ein Blitz schlägt ins Triebwerk der Maschine ein und stürzt ab. Einige Zeit später wacht Harry benommen auf dem Boden des Dschungels. Allein…
Auf sich allein gestellt muss er nun die "Verlorengegangenen" wiederfinden, doch im Dickicht des Regenwaldes lauern nicht nur allerlei schreckliche Angreifer und Fallen, auch verbergen sich in den Ruinen der Azteken allerhand Geheimnisse.
Meinung:
Welcome to the Jungle Zu Beginn des Spiels verfügt unser Held weder über eine ansehnliche Ausrüstung noch über starke Angriffsmoves. Alles was Harry beherrscht sind lediglich wenig erfolgversprechende Grundaktionen. Und da Gebiete wie eisige Berge, mysteriöse Ruinen oder dunkle Höhlen nicht gerade für den Tourismus erschlossen sind, muss er sich das nötige Werkzeug beschaffen, um auch die hinterletzten Winkel erforschen zu können. Leider sind diese über das gesamte Gebiet verstreut. So macht er sich laufend und schwingend auf die Suche nach nützlichen Utensilien wie Fackel, Floß oder Eispickel. Dabei stellen sich ihm, wie nicht anders zu erwarten war, tierische und menschliche Einwohner in den moosigen Weg. Angefangen von schläfrigen Brüllaffen, an denen man besser lautlos vorbei schleicht, wenn man nicht mit Kokosnüssen eingedeckt werden will, über schnappende Krokodile, maskierte Eingeborene, bis hin zu flinken, bombenwerfenden Schurken und Boss-Kämpfen. Doch nicht nur feindlich gesinnte Individuen sind anzutreffen. So stößt Harry nach ersten Erkundungen wieder auf versprengte Mitglieder der Crew, die es zumeist aus einer misslichen Lage zu befreien gilt. Als Dankeschön bekommt Harry anschließend Informationen und Hinweise oder manchmal sogar ein nützliches Werkzeug zugesteckt. Von ihnen wird Harry aber auch auf kleinere Missionen geschickt. Um nicht den Überblick an Aufträgen zu verlieren, hält er alles Wissenswerte akribisch in seinem Tagebuch fest und zeichnet dringend zu besuchende Locations in seiner Map ein.
Schamane und Statuen, Neben der Erforschung der Areale steht auch das Aufspüren mystisch schimmernder Statuen auf der Tagesordnung. Diese braucht Harry nämlich, um im Tausch, beim ebenfalls gut getarnten Schamanen, mächtigere Kampftechniken, neue Kartenteile oder mehr Energiepunkte zu erstehen, denn nur wer alle Fähigkeiten innehat, ist in der Lage, in alle Räumlichkeiten und an alle Schätze zu gelangen.
Running-Gags Ein besonderer Charme geht von den witzigen Aktionseinlagen aus, die dem Spieler geboten werden. Denn als wäre es das normalste der Welt, huscht Harry in bester James Bond-Manier über Krokodile, stößt sich tollpatschig beim Leiterrutschen das Kinn an den Stufen oder wird von fleischfressenden Pflanzen wieder ausgespuckt. Auch kann es mal vorkommen, dass Harry unfreiwillig durch einen Zauber seinen Körper mit dem eines Affen oder Skorpions eintauscht, nur um ihn danach mit eigenartigen Maßnahmen wieder einzufangen. Selbst der Protagonist einer thematisch nahe liegenden Film-Trilogie wird nicht mit einer Anspielung verschont. Am besten gefallen aber die querbeet ironisch geführten Wortgefechte mit den anderen Akteuren.
Draußen hui, drinnen naja… Grafisch wissen vor allem die weitsichtigen Außenabschnitte mit schön gestalteten Ruinen, Tempeln und Götzenbildern zu gefallen. Bereits in den ersten Spielminuten wirkt der Dschungel geradezu lebendig. Büsche rascheln fast schon naturgetreu, wenn Harry sowie Feinde sich hindurchbewegen. Selbst hier und da aufgescheuchte farbenfrohe Vögel sind anzutreffen. Leider sieht es bei einigen Innenlevels anders aus. Mal davon abgesehen, dass einige in kargem Braun gehalten sind, was bei Höhlenlevels noch annehmbar ist, wirkt alles zu dunkel. Ein Zustand, bei dem selbst die für solche Situationen angedachte Fackel nicht wirklich viel zu bewirken vermag. Die Konsequenz ist schlussendlich, dass man genervt das Optionsmenü aufruft, um die Helligkeit etwas anzuheben. Die Charaktere hingegen sehen wieder ganz passabel aus. Der Look wirkt ein bisschen rundlich, also nicht hoch detailliert, passt aber hervorragend zum angehauchten Cartoon-Flair. Ladezeiten sind von nicht störender Länge.
Man spricht wieder Deutsch Es ist selten, dass in Spielen deutsch gesprochen wird, noch seltener wird deutsch in guter Qualität gesprochen. Zwar sind auch hier keine markanten Synchro-Stimmen aus Kino und Fernsehen zum Zuge gekommen, aber die Laien-Sprecher machen ihren Job ganz ordentlich. In vorderster Front hört sich aber Recke Harry am klangvollsten an. Neben den sprachlichen Klängen gibt es auch eine atmosphärisch passende Sound- und Geräusch-Kulisse, passend zu den unterschiedlichen Ebenen zu hören. Wer das dafür geeignete Home-Cinema System daheim stehen hat, kann sich durch Dolby Surround Pro Logic II das Ambiente in noch beeindruckender Form in die Stube holen.
Handling Die Steuerung des Neuzeit-Indys ist gut gelungen. Vor allem bei Sprung- und Kletterpassagen landet er zielgenau dort, wo es angedacht war. Das einzig erkennbare Manko zeigt sich erst nach einigen dazu gewonnen Moves, denn dann werden alle Tasten des Pads zur Ausführung der verschiedenen Aktionen und Funktionen in Anspruch genommen. So kommt es in der Hitze des Gefechts schon mal zu unerwünschten Aktionen.
Fazit:
Pitfall: Die verlorene Expedition ist ein Jump`n`Run mit viel Witz, das sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Es gibt viele geheime Wege quer durch abwechsungreiche Levels zu erschwingen. Selbst an total ausgeflippten Gegnern und tückischen Fallen mangelt es nicht. Nur die etwas zu düster geratenen Höhlenabschnitte und die mit der Zeit etwas überladene Steuerung trüben ein bisschen die Spielfreude. Fans des Genres können sich dem Titel jedoch bedenkenlos annehmen. Für Pitfall-Veteranen hat Activision gar ein Schmankerl beigelegt. Nämlich die Ur-Schwinger Pitfall 1 und 2, welche, lang ist es her, für den Atari VCS 2600 erschienen sind. Glückwunsch, Pitfall-Harry hat den Schritt in die 3. Dimension, ohne in eine Grube zu fallen, gemeistert.
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Autor der Besprechung:
Mario Näf
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