Seit
jeher fristen Grand Strategy Games ein Nischendasein auf dem PC. Doch die
Nachfrage nach einer Konsolenumsetzung war für Entwickler Paradox groß genug, um in Zusammenarbeit mit Tantalus Media das X4
Strategiespiel Stellaris auf die
Xbox One und PS4 zu bringen. Konkret handelt es sich dabei um die PC Version
1.7. Im Vergleich: Auf Steam ist aktuell schon Version 2.2.4 erhältlich.
Wichtig zu wissen, ist vor allem, dass das Spiel im Unterschied beispielsweise
zur Civilization-Reihe nicht in Rundenform, sondern in Echtzeit abläuft. Es kommt
dennoch keinerlei Stress auf, da es jederzeit pausierbar und das Spieltempo
wählbar ist.
Das Universum und
seine Spezies
Vor Beginn eines Spiels wählt man sein Volk und dabei
beginnt bereits die Vielfalt des Spiels. Es gibt vordefinierte Spezies, sowie
die Möglichkeit seine eigene Rasse von Grund auf individuell zu erstellen. Im
Stil eines Rollenspiels kann man Name, Erscheinungsbild und Eigenschaften
wählen und sogar der Anführer als Charakter selbst lässt sich nochmal designen.
Die Erkundung und
Besiedlung beginnt!
Man startet auf seinem Heimatplaneten und beginnt sein
System mittels Forschungsschiff zu erkunden. Dabei wird vor allem nach
Ressourcen und bewohnbaren Planeten Ausschau gehalten. Außerdem können
Anomalien entdeckt werden, die mithilfe eines Wissenschaftlers wahlweise
erforscht, oder in Ruhe gelassen werden können. Die erfolgreiche Erforschung
hängt von der Anomaliestufe und vom Level des Wissenschaftlers ab. Der nächste
Schritt ist die Entsendung des Konstruktionsschiffes zum Bau von
Bergbaustationen, um Ressourcen zu sammeln. Mit Kolonieschiffen werden die
bewohnbaren Planeten dann besiedelt, wobei die Art des Planeten Einfluss auf
die Zufriedenheit Ihrer Einwohner hat.
Die Größe der Galaxie ist mit 150 bis 600 Sternen beschränkt.
Eine ordentliche Aufgabe diese zu erobern, doch insgesamt um einiges kleiner als
die PC Fassung mit bis zu 1000 Planeten, wobei auf dem PC mithilfe von Mods
die Größe sogar noch erweitert werden kann. Stichwort Mods: Aktuell bietet die
Konsolenversion noch keine Modunterstützung.
Während die Schiffe beschäftigt sind, kümmert man sich um
die Erforschung der Technologien, welche in die Kategorien Physik,
Ingenieurswissenschaften und Gesellschaft unterteilt sind. Es gibt dabei nicht
die klassischen Technologiebäume, sondern eine zufällige Auswahl an zur
Verfügung stehenden Technologien, die uns je nach Situation, Spielstil und
gewählter Spezies vorgeschlagen werden. Das bietet erfrischendes Spielgefühl
und macht jedes Match einzigartig.
Seine Kampfflotte kann man ebenfalls individuell
zusammenstellen. Es wird nicht ein fixes Schiff gewählt, sondern jedes Schiff
ist zusätzlich modular aufgebaut und kann mit verschiedenen Waffen und Schilden
ausgestattet und auf den Feind abgestimmt werden. Das Gameplay glänzt merklich
mit einer extremen Vielfalt an Möglichkeiten, sein Imperium aufzubauen.
Es wird politisch!
Früher oder später stößt man beim Entdecken der Sternenkarte
auf ein fremdes Volk. Wissenschaftler ermöglichen es, mehr über die vorerst
noch unbekannte Rasse zu erfahren. Primitive Spezies können radikal versklavt oder aber auch friedlich zu einer eigenen Fraktion entwickelt werden,
indem man seinen Technologiefortschritt teilt. Daraus ergeben sich zukünftig
erste Vasallen.
Ab hier beginnt sich das Diplomatiesystem zu entfalten. Es
gibt die Möglichkeit zum Handeln, Nichtangriffspakte zu schließen, aggressiven
Expansionskrieg zu betreiben, friedlich gemeinsame Technologien zu nutzen,
sowie Allianzen oder Föderationen zu gründen. Eine Allianz ist ein Bündnis aus
mindestens zwei Spielern, wobei jeder Spieler im Fall einer anstehenden
Kriegserklärung ein Vetorecht einlegen kann. Föderationen hingegen bestehen
mindestens aus drei Mitgliedern und werden von einem Präsidenten geführt. Die
Präsidentschaft wechselt dabei unter den einzelnen Mitgliedern und bietet den
Zugriff auf die gesamte Föderationsflotte samt Technologien. Ein Vetorecht
existiert hier im Vergleich nicht.
Um ein Mikromanagementchaos zu vermeiden, ist es in
fortgeschrittenen Partien notwendig, seine Planeten in Sektoren zu unterteilen.
Diese wiederum werden von KI-Gouverneuren befehligt. Als Spieler selbst
kontrolliert man also nur eine Handvoll Planeten.
Leider ist das monotone Expandieren nach dem gleichen Schema
im Mittelteil des Spiels etwas langatmig.
Es geht ins Endgame
Im späteren Spielverlauf wird mit zunehmender Größe des
Imperiums auch die Innenpolitik relevant. Jede Bevölkerung steht der Regierung
anders gegenüber, daher besteht bei Unzufriedenheit auch die Gefahr eines
Bürgerkriegs. Schlimmstenfalls kann sogar ein ganzer Sektor rebellieren.
Dadurch nimmt die Partie wieder Fahrt auf.
Außerdem wird man mit sogenannten Krisen konfrontiert. Diese
treten unerwartet auf und ändern beinahe zwingend die Spielsituation.
Beispielsweise kann bei übermäßiger Erforschung von KI-Technologie ein
Roboteraufstand entstehen oder feindliche Völker aus fremden Galaxien plötzlich
angreifen. Das Auftreten dieser Krisen kann allerdings bei Spielbeginn auch
gänzlich ausgeschaltet werden. Damit verliert die Partie aber an Spannung und
auch die Herausforderung ist nicht mehr gegeben.
Hat man die Krisen überwunden und die Galaxie soweit erobert
geht man schließlich als Sieger hervor.
Der Elefant im Raum:
Die Steuerung
Der wohl größte Stolperschein komplexer Strategiespiele auf
der Konsole ist die Steuerung über ein Gamepad. Gerade in einem Paradox-Strategiespiel, in dem man einen kriegerischen Konflikt auch als
Aufeinanderprallen zweier Excel-Tabellen vergleichen kann, ist eine
übersichtliche Steuerung und Menüführung eine Herkulesaufgabe.
Die Menüsymbole sind kategorisch am Bildschirmrand verteilt
und können trotz Ihrer Komplexität übersichtlich mittels Steuerkreuz aufgerufen
werden. Über die Karte bewegt man sich gewohnt mit dem linken Analogstick, der
rechte Stick dient zum Scrollen in Untermenüs.
Die Auswahl großer Flotten oder mehrerer Planeten gestaltet
sich gewöhnungsbedürftig und man vermisst hier noch die komfortable
Maussteuerung vom PC. Die visuelle Darstellung, wo man sich gerade im Menü oder
auf der Karte befindet, ist ebenfalls manchmal verwirrend.
Der Wiederspielwert
Durch die große Auswahl an Völkern, die absolute Freiheit im
Spielstil, sowie die Auswahl des Schwierigkeitsgrades ist der Wiederspielwert
enorm hoch. Keine Partie gleicht der anderen! Für Hobbystrategen gibt es
unzählig viele Möglichkeiten, das Universum zu erobern. Die plötzlich
auftretenden „Krisen“ im Endgame, sorgen für spontane Wendungen und erfordern
die Reaktion des Spielers.
Der Ironman Modus bietet abschließend die absolute
Königsdisziplin: Dabei besteht eine Partie aus nur einem einzelnen Spielstand.
Entscheidungen und deren Konsequenzen auf den Spielverlauf sind somit endgültig
und die Möglichkeit eines zweiten „Savegames“ existiert nicht.
Leider beinhaltet die Version zu Release noch keinen
Multiplayer, dennoch hat man auch im Einzelspielermodus genug Umfang um sich
auszutoben.