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Red Dead Redemption 2

Entwickler: Rockstar Games
Publisher: Rockstar Games

Genre: Action
USK Freigabe: keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis: ab 50,99 €

Systeme: PC, PlayStation 4, Xbox One

Ausgezeichnet mit dem Splash Hit Inhalt:
RDR2_Logo

Im Oktober vergangenen Jahres wurde Red Dead Redemption II für Playstation und XBox veröffentlicht, was niemanden groß verwunderte, da der erste Teil bis dato auch den Konsolenspielern vorbehalten bleibt. Etwas mehr als ein Jahr später, werden die Wünsche der PC-Spieler zumindest den zweiten Teil betreffend erhöht und am 5.11. erschien Red Dead Redemption II nun auch für den PC. Bei Release der Konsolenversion feierte mein Kollege das Spiel derart und besprach die Spielmechaniken so ausführlich, dass ich nun auf das bereits Gesagte aufbauen und die Besonderheiten der PC-Version quasi als zweite Meinung einflechten kann.

Meinung:

Normalerweise würde ich mich an dieser Stelle jetzt ausgiebig über die Story auslassen. Diesmal werde ich darauf aber bewusst verzichten. Die Story von Red Dead Redemption 2 ist nämlich dermaßen toll, dass ich all denjenigen, die das Spiel bisher noch nicht gespielt haben, wirklich nichts spoilern möchte. Eines sei aber versichert: Nicht nur der Hauptcharakter Arthur Morgan, der trotz der anfänglichen Kritik seitens der Fangemeinde seinen Vorgänger John Marston in jeglicher Beziehung in die Tasche steckt, sondern auch sämtliche Mitglieder der Van-Der-Linde-Gang, zu der wir gehören, sowie alle anderen Charaktere bis hin zum kleinsten Nebencharakter sind alle unglaublich ausgefeilt und glaubhaft geschrieben. Letzteres ist ohnehin ein großer Unterschied zu Rockstar Games' anderer Vorzeige-Reihe, GTA. Während die Charaktere dort alle etwas überzeichnet sind und alles Satire schreit, wirken die Charaktere und auch die Story hier sehr viel ernster, ja erwachsener.

Lange habe ich kein Spiel mehr gespielt, das sich so viel Zeit für Inszenierung, Charaktereinführung und Aufbau einer authentischen Atmosphäre nimmt, wie es Red Dead Redemption 2 tut. Die Story reißt nicht zuletzt dank der glaubwürdigen Charaktere mit. Wer direkt zu Beginn Feuergefechte wie etwa bei Mass Effect erwartet, muss jedoch etwas Geduld mitbringen. Lange Kamerafahrten durch verschneite Schneelandschaften, atmosphärisch dichte, westerntypische Ausritte auf edlen Rössern auf der Suche nach etwas Essbarem erschienen mir am Anfang wenig verlockend, erklärten aber gut die vielen Spielmechaniken. Auch in dieser Hinsicht nimmt sich das Spiel viel Zeit.

Wahnsinnige Detailliebe
Nun aber genug zur Story. Denn, auch wenn diese grandios geschrieben und inszeniert ist, macht sie doch nur einen kleinen Teil der Faszination Red Dead Redemption 2 aus. Was mir wirklich imponierte und mich bis zur letzten Sekunde meines Tests immer wieder mit offenen Mund vor dem Bildschirm sitzen ließ, ist der Umfang und die Detailverliebtheit, die die Entwickler hier an den Tag legten. Natürlich ist es bei einer Entwicklungszeit von mehr als acht Jahren und geschätzten Entwicklungskosten von 600 Millionen US-Dollar einfacher, so etwas zu machen, dennoch ist es alles andere als eine Selbstverständlichkeit, was hier gezaubert wurde.

In puncto Details bieten sich dank moderner Grafikkarten und Rezeptoren - mit mehr Kernen als mein Rechner früher Hauptspeicher besaß - neue Möglichkeiten. Wer potente Hardware besitzt, kann in 4K und mit 120 Frames pro Sekunde spielen. Auf der Konsole waren es nur 30! Wessen Rechner nicht mit Grafikchips der neuen Generation aufwarten kann, muss jedoch nicht zwingend verzichten. Dank zahlreicher Grafikoptionen von abschaltbaren Reflexionen und Schatten, bis hin zu reduzierter Sichtweite und weniger Details, lässt sich viel ausprobieren, um eine gute Framerate zu erreichen. Tatsächlich hatte ich auf meinem Testsystem abgesehen von längeren Ladezeiten auch auf mittlerer Detailstufe keinerlei Perfomanceprobleme. Wenn ich schon über technische Probleme schreibe, möchte ich lobend erwähnen, dass es von Tag 1 an keinerlei technische Aussetzer beim Spielen gab. Mir ist bewusst, dass das nicht zum Meinungsbild in den Weiten des Netzes passt, aber so ist es gewesen. 150 GB sind natürlich nicht ohne, aber dafür machen die Texturen natürlich einiges mehr her als auf der Konsole. Der Grafikkartentreiber sollte auf dem aktuellen Stand sein und dann kann man direkt in den Wilden Westen starten.

Neben der 40-50-stündigen Storymission mit all ihren fantastisch eingesprochenen englischen Dialogen, bietet Red Dead Redemption 2 noch etliche Nebenmissionen, die noch einmal mindestens dieselbe Zeit in Anspruch nehmen. Das Faszinierende dabei ist aber nicht nur der Umfang des Ganzen, sondern die Qualität, die auch hier erzielt wurde.

Ein gutes Beispiel für das Herzblut, mit dem hier gearbeitet wurde, sind meiner Meinung nach die Missionen fremder Personen bzw. zufälliger Bekanntschaften. Anders als in anderen Spielen dienen diese nicht nur dazu, die Spielzeit künstlich zu verlängern, sondern wirken alle homogen und erzählen obendrein alle eine eigene Geschichte. So kann man zum Beispiel auf eine junge Frau treffen, die unter ihrem zusammengebrochenen Pferd eingeklemmt ist. Wer möchte, kann jetzt entweder weiter reiten und die Frau ihrem Schicksal überlassen oder, ganz gentlemanlike, hilfreich zur Hand gehen. Wenn man sie anschließend auch noch in die Stadt bringt, erfährt man ihre traurige Geschichte, die es schwer macht, den Silberring, den sie zum Dank anbietet, anzunehmen. Eine weitere zufällige, aber fesselnde Bekanntschaft ist ein obdachloser Kriegsversehrter, der niemanden mehr hat und einfach einen Freund sucht. Wenn er anschließend nach einer Umarmung fragt, kann das schon mal die Tränen in die Augen schießen lassen.

Doch selbst scheinbar banale Nebenmissionen wie ein Schießwettbewerb wurden hier in eine nette kleine Story eingebettet. Denn statt einer einfachen Aufforderung zum Wettbewerb erfährt man, dass unser Konkurrent extra aus Mexiko angereist ist, um nur ein Mal gegen einen echten Revolverhelden anzutreten. Das ist zwar nicht so herzzerreißend wie viele andere kleine Geschichten, zeigt aber eindrucksvoll, wie viel Mühe sich Rockstar Games selbst bei so kleinen Dingen gegeben hat.

Die Vielfalt der Beschäftigungen, denen man nachgehen kann, macht den Reiz des auf Open World angelegten Titels aus. Denn auch wenn die Hauptstory toll ist, so machen es bereits relativ früh die zahlreichen kleinen und großen Nebenherausforderungen zu einer Willensprobe dem roten Faden zu folgen. Zu verlockend erscheint es etwa, einem traurigen Schriftsteller bei seiner Fertigstellung eines epischen Buches über Revolverhelden zu helfen, indem man ein paar verwegene Gesellen aufsucht.

Hilfsbereitschaft zahlt sich aus

Die vielen Nebenmissionen machen nicht nur eine Menge Spaß, sondern haben auch eine direkte Auswirkung auf unseren Charakter. Je nachdem, wie wir auf Fremde oder auch Personen aus unserer Bande reagieren, ob wir ihnen helfen oder sie links liegen lasen, ihnen gut gesinnt oder aggressiv gegenübertreten, verändert sich unsere Ehre, die im Prinzip nichts anderes als ein Gut-oder-Böse-Indikator ist.
Doch wie bei so vielem setzt Red Dead Redemption 2 auch hier neue Maßstäbe. Denn anders als in vielen anderen Spielen, haben unsere Taten hier wirklich spürbare Auswirkungen. Sind wir immer nett und hilfsbereit, grüßen uns die Leute. Sind wir hingegen eigensinnig und rauben oder morden vor uns hin, sind die Leute aggressiv und bedrohen uns auch schnell mit Waffengewalt. Auch auf bestimmte Missionen hat unser Ruhm zumindest zu einem gewissen Prozentsatz Auswirkungen und teilweise erinnern sich bereits getroffene Personen an uns und bieten uns zum Beispiel an, auf ihre Kosten eine Waffe zu kaufen.
Ganz besonders wichtig ist eine gute Beziehung zu den anderen Bandenmitgliedern. Aus diesem Grund sollte man ihre Wünsche auf jeden Fall erfüllen, sie immer mal wieder nett grüßen oder auch ungefragt Aufgaben übernehmen. Dazu gehört etwa das Hacken von Holz, das Auftreiben neuer Nahrung für den Lagerkoch oder das Spenden kleinerer Beträge in die Lagerkasse. Mit dem Geld macht man nicht nur die anderen glücklich, sondern kann es auch für Lager-Upgrades ausgeben. Die Upgrades gelten dann übrigens für sämtliche aufgeschlagene Lager. Während der Story wandert die gesamte Truppe nämlich umher, weshalb der Standort des Lagers des Öfteren wechselt.


Faszinierende Tierwelt
Ein weiteres gutes Beispiel für den Arbeitsaufwand, der in das Spiel gesteckt wurde, sind die im Spiel enthaltenen Tiere. Schon ihre schiere Anzahl ist beeindruckend: Sage und schreibe knapp 200 Tiere, Vögel und Fische sind in der Spielwelt von Red Dead Redemption 2 beheimatet. Wenn man zu eilig durch selbige reitet, fragt man sich, wo all diese Tiere stecken sollen. Doch wenn man mal anhält, wird man schnell merken, dass es fast überall kreucht und fleucht und es so gut wie keinen Quadratmeter gibt, in dem nicht irgendetwas herumläuft, wegflattert oder im See herumschwimmt. Die Tiere sind auch nicht einfach nur so in die Spielwelt gesetzt, sondern verhalten sich alle realistisch. Während kleine Hasen blitzschnell davonlaufen, stellen sich Opossums tot und Hirsche, Bisons und Gabelböcke sieht man, wie ihre echten Artverwandten, in großen Herden herumwandern. Gänse fliegen in einer festen Formation durch den Himmel und Rotlachse schwimmen zum Ablaichen die Flüsse hinauf. Aasfresser machen ihrem Namen alle Ehre und Grizzlys täuschen einen Angriff an, wenn sie sich von uns bedroht fühlen. Die Liebe zum Detail reicht soweit, dass Pferde, von denen es allein 19 unterschiedliche Rassen gibt, immer wieder Äpfel fallen lassen – in welchem Spiel wurde bisher bitte an so ein Detail gedacht?
Sämtliche Tiere, Vögel und Fische sind nicht nur schön anzuschauen, sie dienen auch einem Zweck. Schließlich müssen wir auch etwas essen, unsere Bande versorgen oder einfach nur Geld verdienen. Zu diesem Zweck können wir sämtliche Tiere jagen bzw. angeln. Und auch hier ist die Detailtiefe faszinierend. Man muss mithilfe des Adlerauges Fährten folgen, sich im Schutze des Gegenwindes an die Beute heranschleichen und sie dann mit der richtigen Waffe und an der richtigen Stelle treffen. Gelingt uns das nicht, verschlechtern wir den Zustand des Fleisches und des Fells, was sich negativ auf den Preis beim Trapper oder Gemischtwarenhändler auswirkt. Auch beim Angeln reicht es nicht aus, einfach nur die Rute ins Wasser zu werfen. Geschick und vor allem der richtige Köder sind der Schlüssel zum Erfolg. All dies ist dermaßen gut und exakt umgesetzt, dass Red Dead Redemption 2 quasi im Vorbeigehen auch noch gleich die momentan beste Jagd- und eine der besten Angelsimulationen geworden ist.

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: All das wurde für den PC, was die Optik angeht, noch ein wenig verbessert (und dabei komme ich noch nicht einmal in den Genuss der maximalen Detailstufe). Neue Texturen für Felle und Gras beispielsweise sorgen für noch mehr Details. Spielerisch finde ich den Kniff mit dem Adlerauge als „Jägermodus“ sehr gut gelungen. Man sucht die schwach schimmernden Fährten der Tiere und pirscht sich an seine Beute heran. Das braucht mitunter etwas Geduld. Ein wenig übersinnlich geht es im Wilden Westen nicht nur bei der Jagd zu. Mit etwas Glück findet man sogar magische Amulette. In der PC-Version sind wie auch in anderen Inventarkategorien noch einige weitere dazugekommen. Unter anderem werden den Möchtegernrevolverhelden auch zusätzliche Pferderassen, Schatzkarten und Waffen angeboten (Repetiergewehr und Revolver).

Mehr als genug zu tun
Die Nebenmissionen, Jagen und Angeln bilden nur die Spitze des Eisberges. Mit fortlaufender Spielzeit erkennt man immer mehr Möglichkeiten, die das Spiel bietet, sei es das Auffinden von Sammelbildern, extrem coole Schatzsuchen, das Pflücken verschiedenster Pflanzen, das Spielen kompletter Pokerrunden, Domino, das Anschauen vollständiger Shows etc. pp.
Käufer der Special Edition erwartet sogar noch mehr. Sie erhalten nämlich als exklusive Inhalte ein besonders schnelles, schwarz geschecktes englisches Vollblut samt exklusivem Sattel „Nuevo Paraiso“, den Adlerkrallen-Talisman und das Leguanschuppen-Amulett, die dafür sorgen, dass Arthurs Bewusstsein für die Umwelt länger geschärft ist bzw. dass sein Pferd weniger Schaden erleidet, unterschiedlichste Boosts, Geldboni und Rabatte, das exklusive Outfit „Nuevo-Paraiso-Revolverheld“, das aus einem schwarzen Cowboyhut mit breiter Krempe, langem indigoblauen Mantel, abgenutzten Jeans-Chaps, Lederhandschuhen und -stiefeln besteht, Zugang zu drei kostenlosen Waffen, darunter eine sehr durchschlagskräftige Pump-Action-Schrotflinte, ein zusätzliches Bandenversteck der Del-Lobos-Gang sowie eine sehr coole Bankraub-Mission, in der Arthur und einige weitere Bandenmitglieder einen Plan schmieden, um in der im Süden gelegenen Stadt Rhodes in eine Bank einzubrechen und sie auszurauben.
Wie man sieht, gibt es also genug zu tun und in der Tat könnte ich die Liste an Möglichkeiten, die Red Dead Redemption 2 bietet, noch um einiges fortführen. Ich möchte den Platz aber lieber dazu nutzen, um weitere tolle Features des Spiels hervorzuheben.

Das reicht uns noch nicht! Weil es bei GTA so gut funktioniert hat, setzt man im Hause Rockstar Games auf Langzeitmotivation und wird auch im kommenden Kalenderjahr kräftig weiter an der Wildwest-Simulation feilen. Geplant sind Funktionen wie etwa Housing.

Entschleunigte Spielwelt
Eines dieser Features ist zweifelsohne die Spielwelt. Die bietet nicht nur viele Missionen und Aktivitäten, sondern sieht auch noch fantastisch aus. Während das amerikanisch-mexikanische Grenzgebiet aus dem ersten Teil vor allem aus Staub und karg bewachsenen Steppengebieten bestand, bietet Red Dead Redemption 2 diesmal einen Querschnitt des Wilden Westens. In der größten Spielwelt, die ein Rockstar Games-Spiel bisher hatte, gibt es verschneite Berge, dichte und dunkle Wälder, riesige Tabak- und Baumwollplantagen, weitläufige Grasebenen, Täler mit Wasserfällen und Flüssen, malerische Seen und noch vieles mehr. Zwischendrin gibt es zudem immer wieder Oasen der Zivilisation, wie das typische Westernörtchen Valentine, Annesburg mit seinen zahlreichen Minenarbeitern, die seit mehr als einem Jahrhundert die Gebiete entlang des Lannahechee River mit Kohle versorgen, die Holzfällersiedlung Strawberry oder die quirlige Stadt Saint Denis, ein Schmelztiegel der Kulturen und Völker, in dem Geschäftsleute, die feine Gesellschaft, Seeleute, Arbeiter, Bettler und Diebe Seite an Seite leben und mit der Straßenbahn zu ihren Zielorten fahren. Aber auch zwischen den Städten blüht hier und da das Leben in Form von Farmen, Hütten, großen Villen usw.
Die Leute, die man hier und auf den Straßen dazwischen antrifft, kann man allesamt ansprechen, was für eine lebendige Spielwelt sorgt. Doch selbst wenn mal niemand in der Nähe ist, weiß das Spiel seine Geschichten zu erzählen. Wie kein anderes Open World-Spiel zuvor verfügt Red Dead Redemption 2 nämlich über ein environmental storytelling, das vor allem dadurch so gut funktioniert, dass man nahezu alle Objekte, die man in Häusern findet, hochheben und anschauen kann. So bekommt man Bilder oder auch Briefe zu sehen, die erzählen, was an diesem Ort geschehen ist.
Hochheben darf man übrigens auch in den Geschäften alles. Zwar funktioniert die Steuerung hier ein wenig hakelig, dennoch ist es ein besonderes Gefühl, durch den Gemischtwarenladen zu laufen und die Waren tatsächlich betrachten zu können. Wem das zu langwierig ist, kann aber auch jederzeit im übersichtlich gestalteten Katalog einkaufen.
Diese Entschleunigung nutzt Red Dead Redemption 2 auch sonst ganz bewusst als Stilmittel. Denn nicht nur beim Anschauen der unterschiedlichen Objekte muss man Geduld aufbringen. Bereits der Prolog nimmt rund zwei Stunden in Anspruch und stellt in dieser Zeit in aller Ruhe die wichtigsten Charaktere vor. Auch danach geht es immer wieder recht gemächlich zu. Nicht nur, dass man etwas länger zu Missionen reiten muss, alltägliche Tätigkeiten wie das Kochen unserer Nahrung geschehen ebenfalls nicht in Handumdrehen, sondern benötigen ihre Zeit. Auch wenn wir erlegte Tiere auf unser Pferd laden, passiert das nicht, wie in anderen Spielen, automatisch, sondern wirklich Schritt für Schritt. Ich finde diesen Stil hervorragend, weil man ganz und gar in die Welt und in die Figur des Arthur Morgan hineintauchen kann.

Die Shopping-Ausflüge in die diversen Geschäfte finde ich gerade zu Beginn unglaublich einladend, um die Detailtiefe zu erkunden. Die Steuerung via Controller funktioniert so tadellos, dass ich per Knopfdruck die Kameraperspektive auf Egoperspektive umschalten und dann in aller Seelenruhe die Regale erkunden und mir jedes Tabakdöschen aus der Nähe anschauen kann. Mich persönlich hat das erzwungen langsame Erzähltempo jedoch hin und wieder schon ein wenig ungeduldig gemacht. Der erreichte Detailgrad jedoch bleibt aktuell unerreicht. Als Arthur etwa das erste selbst erlegte Reh zerlegt und häutet, war ich einfach baff. Diese Szenen haben keine andere Funktion als die Erzeugung einer dichten, immersiven Atmosphäre und das funktioniert.


Schon beinahe langweilig
Im Vergleich zur Spielwelt und ihren Möglichkeiten, die für Open World-Spiele ganz neue Maßstäbe setzt, wirkt das Gameplay schon beinahe langweilig normal. Dabei macht Red Dead Redemption 2 auch hier vieles besser als jedes andere Open-World-Spiel zuvor. Gerade wenn es um die Stealth-Mechanik geht, kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass man dies so noch in keinem anderen Spiel mit einer so großen offenen Welt gesehen hat. Das Bücken und in Deckung gehen funktioniert hier absolut perfekt und fühlt sich dabei unfassbar geschmeidig an, weshalb man sich über jede einzelne Stealth-Mission freut.
Ansonsten bietet das Spiel zwar abwechslungsreiche und an das Western-Setting angepasste, aber eben doch typische Rockstar Games-Missionen, oder anders gesagt, es wird sehr viel geschossen. Doch auch hierbei macht das Spiel nahezu alles richtig. Nicht nur darf man aus einer großen Auswahl an Waffen auswählen, die Schusswechsel fühlen sich auch alle gut an. Das liegt zum einen am Sound der Waffen, denn egal, ob man mit einem der zahlreichen Revolver, mit einer Pistole, Repetiergewehr, Flinte, Scharfschützengewehr oder gar mit Dynamit zu Werke geht, alles hört sich phänomenal gut und wuchtig an. Der andere Grund, weshalb die Schusswechsel dermaßen viel Spaß machen, ist der Impact der Waffen. Man hört nämlich nicht nur, dass sie Wumms haben, man sieht es auch an den Reaktionen der Gegner. Wenn man diese auf dem Pferd sitzend trifft, fallen sie herunter, wenn sie an Felsvorsprüngen stehen, stürzen sie in die Tiefe, und wenn man sie auf dem Boden stehend trifft, brechen sie dank der Euphoria Engine realistisch zusammen.
Bei den Feuergefechten fällt ebenso positiv der Schwierigkeitsgrad positiv. Denn obwohl es keine Möglichkeit gibt, die Schwierigkeit anzupassen, lässt Rockstar Games das Spiel immer fair erscheinen. Ich für meinen Teil hatte zumindest nie eine Situation, in der ich dachte, dass ich hier nicht weiterkommen würde. Und wenn man doch mal das Zeitliche segnet, sei es in einer Schießerei oder durch einen Tierangriff, spawnt man immer nah am Todesort, so das man nicht erst frustriert kilometerweit laufen muss.

Der Kniff mit den Kernen
Ein wichtiges Feature, das dafür sorgt, dass die Gefechte jederzeit fair erscheinen, ist das sogenannte Dead Eye. Wenn man dieses aktiviert, läuft das Geschehen in Zeitlupe ab und man kann die nächsten Schüsse genau platzieren. Dies funktioniert sowohl in Gefechten mit bösen Banditen, als auch während der Jagd. Allzu exzessiv sollte man es aber dennoch nicht in Anspruch nehmen. Denn um zu verhindern, dass man sämtliche Feuergefechte mit aktiviertem Dead Eye austrägt, haben sich die Entwickler einen besonderen Kniff einfallen lassen – den Kern. Nur wenn dieser gefüllt ist, regeneriert sich das Dead Eye wieder. Ist er hingegen geleert, kann man es nicht mehr aktivieren. Um einen geleerten Dead Eye Kern wieder zu füllen, muss man entweder schlafen oder eine Tinktur/Nahrung zu sich nehmen. Dasselbe Prinzip gilt übrigens bei Gesundheit und Ausdauer. Auch hier gibt es Kerne, die im Auge behalten werden wollen und am besten schnell wieder aufgefüllt werden.
Was sich hier etwas kompliziert anhört, ist es in Wahrheit aber gar nicht. Wenn man ab und an ruht und etwas isst, sollte man mit den Kernen eigentlich keine Probleme haben. Es ist also kein extremer Survival-Aspekt, wie man es bei deren Vorstellung zunächst befürchtete.
Das Gleiche gilt für die Statuswerte des Pferdes. Auch seine Ausdauer muss man im Auge behalten. Zudem gilt es eine Beziehung zum Pferd aufzubauen. Dies geschieht im Grunde von ganz alleine, indem man es regelmäßig reitet. Wer will, kann dies auch beschleunigen und den Vierbeiner zum Beispiel striegeln, füttern oder tätscheln. Tatsächlich baut man so nicht nur im Spiel, sondern auch im wahren Leben eine Beziehung zum Pferd auf und schon bald fällt es schwer, es gegen ein anderes einzutauschen, selbst wenn dieses wesentlich schneller oder wendiger ist.

Welch eine Grafik, welch ein Sound

Zum Abschluss dieser Review möchte ich kurz auf die technische Seite blicken. Dass die gesamte Spielwelt vom Aufbau her brillant aussieht und jeder Quadratzentimeter wie natürlich gewachsen wirkt, habe ich ja schon mehrfach erwähnt. Dass dies alles aber auch in einer außergewöhnlich guten Optik gezeigt wird, noch nicht. Trotz der immensen Größe und der unzähligen Details, wie etwa den Gravuren auf den Waffen, kenne ich kein Spiel, das aktuell optisch mit Red Dead Redemption 2 mithalten kann. Wie Rockstar Games es schafft, mit Licht, Wettereffekten und Tag- Nachtwechsel Stimmung zu erzeugen, ist außergewöhnlich – und das über die gesamte Spielzeit. Es gibt keinen einzigen Abschnitt oder auch nur einen einzigen Ort, der grafisch abfällt.
Als besonders beeindruckend empfand ich zudem, wie die Dimensionen übermittelt werden. Wenn man auf einem Bergkamm steht und in der Ferne den Rauch einer Stadt oder auch Wolken über die ferne Prärie ziehen sieht, spürt man die Weite des Landes. Zwar muss man diese Grafikpracht mit gelegentlichen Mikrorucklern bezahlen, doch da diese niemals stören, macht man das sehr gerne. Genauso erhaben wie die Grafik präsentiert sich auch der Sound. Im Zuge unseres Let's Watch-Specials habe ich ja schon einige Filme rezensieren dürfen, doch selbst dort habe ich nie eine so tolle Soundkulisse erlebt. Wenn man durch die Landschaft reitet, hört man überall irgendetwas zirpen, zwitschern oder durch die Büsche huschen. Hinzu kommen absolut realitätsnahe Tiergeräusche und eine erstklassige englische Synchronisation, bei der wirklich jede einzelne Stimme genau auf den jeweiligen Charakter passt. Und als Highlight gibt es dann noch den dynamischen Soundtrack, der das Geschehen zu jeder Zeit perfekt untermalt. Würde sich doch bloß jedes Spiel so gut anhören.

Die beeindruckende Datenmenge von 150 GB soll zum einen an den höher aufgelösten Texturen aber eben auch an den unkomprimierten Audiodaten der Sprachausgabe liegen. Der direkte Vergleich fehlt mir zwar, doch die (nach wie vor nur englischsprachigen) Synchronsprecher sind über jeden Zweifel erhaben und klingen kristallklar in all ihren Dialekten. Wer die beindruckende Grafik genießen möchte, kann sogar auf eine eigene Kamera, die Kinokamera, zurückgreifen. Die Pferde reiten dann mit gehaltener Taste weiter, während die Kamera wie in einem Italowestern aus meiner Kindheit immer wieder schöne Blickwinkel findet. Toll inszeniert! Schade nur, dass man bei klarem Ziel nicht den Finger vom Button nehmen und gänzlich auf Autopilot schalten kann.



Fazit:
Bild unseres Mitarbeiters Stefan.Heppert Ich bin in meinen Rezensionen normalerweise einer, der zwar immer das Gute hervorheben möchte, aber auch nicht davor zurückscheut, Negatives aufzuzeigen. In Red Dead Redemption 2 fällt es mir jedoch sehr schwer, auch nur eine negative Sache aufzuführen. Denn obwohl ich mehr als 100 Stunden in Rockstar Games' Western-Epos verbracht habe, ist mir während der gesamten Spielzeit nichts aufgefallen, was eine Abwertung rechtfertigen würde. Ganz im Gegenteil: Red Dead Redemption 2 setzt in fast allen Belangen neue Maßstäbe – vor allem natürlich in Sachen Detailreichtum und allgemeine Optik. Da also nichts dagegen spricht, hat sich Red Dead Redemption 2 auch das verdient, was es in unserer mittlerweile über 16-jährigen Geschichte noch nie gab: Eine perfekte 10er Bewertung!

Fazit von David Weigel:
Auch wenn Red Dead Redemption II für mich kein perfekter Titel ist, was vielleicht eher an persönlichen Vorlieben als an objektiven Mängeln liegen mag, so ist es technisch und spielerisch auf jeden Fall ganz vorne mit dabei. Die Detailtiefe gerade bei der Simulation der Natur sucht ihresgleichen. Seit ich mit Geralt nach Ciri gesucht habe, hat mich keine offene Spielwelt mehr so beeindruckt. Für die laaaangen Ritte mit den Pferden wünschte ich mir einen „Autopilot“ und den Prolog hätte ich gerne ein wenig gerafft, doch das ist Jammern auf sehr, sehr hohem und vor allem subjektivem Niveau.



Red Dead Redemption 2 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Autor der Besprechung:
Stefan.Heppert

Screenshots


















Wertungen Pluspunkte Minuspunkte
Wertung: 9.75 Grafik: 10.00
Sound: 10.00
Steuerung: 10.00
Gameplay: 9.00
Wertung: 9.75
  • Fantastische (offene) Spielwelt
  • Unfassbarer Detailreichtum in den Läden, der Natur und den Charakteren
  • Tolle Geschichten sowohl in den Haupt- als auch in den Nebenquests
  • Gewollte Entschleunigung
  • Eine technisch hochwertige (und sogar verbesserte) PC-Umsetzung
  • Zu viel Entschleunigung im Prolog und auf Reisen
  • Kein Autopilot ohne dauerhaften Tastendruck am Controller

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Rezension vom: 27.11.2019
Kategorie: Action
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