Eine der ältesten Zivilisationen dieser Welt ist die der Ägypter. Bekannt vor allem durch ihre Monumentalbauten, waren sie eines der ersten Völker, das mathematische Regeln erfand und im Alltag gebrauchte. Und jetzt kann man ihren Werdegang nachspielen. Jedenfalls die ersten 2000 Jahre.
Meinung:
Unendlicher Spaß in kurzer Verpackung Während alle Welt mit angehaltenem Atem auf den Release von Civilization VI wartet, haben viele andere Entwickler die Zeit kurz vor der Veröffentlichung genutzt, um nochmal auf ihre eigenen 4X-Produkte aufmerksam zu machen. Amplitude Studios brachte zum Beispiel die Erweiterung zu ihrem Game Endless Legend Tempest heraus. Und Clarus Victoria brachte den nächsten Teil ihrer Pre-Civilization-Serie heraus, Egypt.
Und in der Tat schafft es dieses Spiel, den Spieler zu fesseln. Immer wieder wagt man ein neuen Versuch, versucht einen neuen Ansatz zu finden, um weiterzukommen. Wieso auch nicht? Die durchschnittliche Spieledauer beträgt schließlich auch nur anderthalb Stunden.
Unvergleichbar Anderthalb Stunden? Ist das nicht für ein 4X-Strategiespiel, die schließlich davon leben, dass man lange Zeit damit verbringt, ein Volk von simplen Anfängen bis hin zum Sieg zu bringen, etwas wenig?
In der Tat kann man Pre-Civilization Egypt nicht mit Titeln wie Endless Legend oder der Civilization-Reihe vergleichen. Die Grafik ist spartanischer, es steht nur eine Karte zur Verfügung und die Spieledauer beträgt eben nur ungefähr anderthalb Stunden. Und trotzdem wird man sich dabei ertappen, dass man es immer und immer wieder hervorkramt und eine Runde spielt.
Aus kleinen Ursprüngen erwächst Großes Das liegt unter anderem daran, dass es eben nicht nur eine Spielweise gibt. Man kann zu Beginn sich für eine von neun Konditionen entscheiden. So kann man zum Beispiel sich entscheiden, ob die Geister einem freundlich, neutral oder feindlich gegenübergestellt sind, was Auswirkungen auf die Ereignisse hat, denen man im Spiel begegnet.
Man fängt klein an, wie es bei solchen 4x-Spielen üblich ist. Man begeht die ersten Forschungen, baut Nahrung an und versucht, die diversen Ressourcen möglichst schnell zu steigern. Denn schon bald steht die erste Herausforderung an. So sollst du einen Tempel des Falkengottes bauen, bevor die anderen Stämme dir zuvor kommen. Zum Glück kannst du die Produktion beschleunigen, indem du unter anderem Nahrung oder vorhandene Produktionsressourcen einsetzt. Was du auch dringend tuen solltest, da die anderen Stämme, wenn du nicht beschleunigend eingreifst, eher fertig sind, als du selbst. Bist du erfolgreich, wird deine Leistung bewertet, in Gold, Silber oder Bronze.
Kopfweh inklusive Schon bald hast du deine Karte vollständig erforscht, und schaltest damit eine Kartenansicht des antiken Ägyptens aus. Auch hier kannst du alles erkunden und mit fremden Stämmen verhandeln, um mit ihnen eventuell später zu einem Stamm zu werden. Wobei die große Bedrohung der Stamm der Seth-Anhänger ist. Wenn es zu der ersten Auseinandersetzung kommt, kannst du versuchen, deine Truppen zu verstärken und den Gegner zu verfluchen. Allerdings bedeutet eine leichte Überlegenheit keinen sicheren Sieg.
Und das ist auch der Grund, wieso in meinem Fall das Spiel irgendwann in eine längere Pause geschickt wurde. Weil ich mir oft genug den Kopf an dem Game eingerannt habe. Die eben erwähnte Überlegenheit verwandelte sich in eine krachende Niederlage, als mein Kommandant getötet wurde. Und als kurz darauf ein weiterer, mir nicht wohlgesonnener Stamm mich angriff, hatte ich nicht genügend Soldaten, um sie abzuwehren, was meine endgültige Niederlage bedeutete.
Die Zeit rennt! Und das ist leider kein Einzelfall. Immer wieder bin ich auf unvorhergesehene Hindernisse gestoßen, wo das Game mich richtiggehend durch die Mangel drehte. Entweder, weil ich nicht genug Ressourcen hatte. Oder weil ich nicht weit genug erkundigt hatte.
Man steht unter einem enormen Zeitdruck, auch wenn man das In-Game nicht so wahrnimmt. Nach 2000 Jahren ist Ende und dann sollte man möglichst erfolgreich Unter- und Oberägypten vereinigt und möglichst viele Herausforderungen erfolgreich abgeschlossen haben. Es ist allerdings schon ein Erfolg, wenn man überhaupt das Ende erreicht hat. Erfolgreich zu sein steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier! Und erfordert jede Menge neue Anläufe, bei denen man diverse Kleinigkeiten verändert, nur um dann am Ende mal wieder an dem Spiel zu scheitern.
Limitiert und doch grandios Es ist durchaus Langzeitmotivation vorhanden. Schon allein durch die kurze Spieldauer. Nur darf man sich darauf einstellen, dass man immer und immer wieder gegen eine Wand rennt, weil man irgendwo einen Fehler gemacht hat. Und das immer und immer wieder.
Die Grafik im Spiel ist limitiert. Die Entwickler haben sich dabei an altägyptischen Darstellungen orientiert und gleichzeitig nur wenige Animationen eingebaut. Es sieht jetzt nicht so spektakulär aus, passt jedoch zum Spiel.
Besser ist immerhin die Musik, auch wenn die auch limitiert daherkommt. Aber auch das passt zum Spiel.
Fazit:
Pre-Civilization Egypt ist ein Spiel, das jeglichen Erwartungen wiederläuft. Es hat nicht den Umfang anderer 4x-Spiele, noch sind Grafik und Sound umwerfend. Und doch wird man vom dem Spiel in den Bann gezogen, weil das Spielprinzip so faszinierend ist. Man wird immer und immer wieder es spielen, weil man hier und da kleinere Fehler gemacht hat, die man beim nächsten Mal ausbessern will. Dazu kommt auch noch der unsichtbare Zeitdruck. Allerdings neigt das Game dazu, dem Spieler wiederholt in Situationen zu bringen, aus denen er nicht rauskommen kann und man deshalb am Ende verliert.
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