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Raven's Cry

Entwickler: Reality Pump
Publisher: TopWare Interactive

Genre: Rollenspiele
USK Freigabe: keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis: ca. 50 bis 55€ €

Systeme: Mac, PC

Testsystem: CPU: AMD Phenom II X4 945 mit 3 GHz; Grafikkarte: Radeon HD6850 mit 1GB VRAM; 8GB RAM; Windows 7

Anforderungen: OS: Windows Vista / 7 / 8 / 8.1; CPU: Intel / AMD Dual Core CPU mit 2.0 GHz; RAM: 4 GB; Grafik: Geforce GTX 460 oder ATI Radeon HD 5000 Series mit 512 MB VRAM; DirectX: Version 11; Festplatte: 15 GB frei

Inhalt:

ravenlogo

Der Test zu Raven's Cry war für mich einer der schwierigsten überhaupt. Das Piraten-RPG der Two-Worlds-Macher hatte einen steinigen Weg hinter sich. Zuerst waren es nämlich Octane Games, die an dem Spiel gearbeitet haben. 2013 übergab Publisher Topware das Spiel dann an Reality Pump, weil die ursprünglichen Entwickler wohl Probleme hatten, das Spiel rechtzeitig und gut genug abzuliefern. Keine guten Voraussetzungen und eine undankbare Aufgabe für Reality Pump – an der sie hoffentlich nicht zerbrochen sind. Soll doch ein Teilbereich des polnischen Studios insolvent sein. Ein negatives Fazit unsererseits würde dem Entwickler also genauso wenig schaden wie ein positives helfen würde: Das Kind liegt schon eine Weile im Brunnen. Doch wie konnte es dazu kommen?



Meinung:

Für PS3, Xbox 360 und PC sollte Raven's Cry ursprünglich herauskommen. Nach den ganzen Verschiebungen und den Veränderungen kam die PS4 als Plattform hinzu, die 360-Version wurde gestrichen. Man hätte den Schritt wohl konsequenter gehen sollen, die PS3-Version ebenfalls streichen und eine One-Version hinzufügen sollen – und der Entwicklung noch mehr Zeit geben. Offensichtlich standen aber sowohl Publisher und Entwickler unter zu großem Druck. Vielleicht war es auch keine gute Idee, das Spiel so frühzeitig auf Steam zum Vorbestellen anzubieten. Das dort angegebene Releasedatum konnte nicht eingehalten werden und sorgte wohl für noch mehr Druck. Die Vorbesteller wollten ihr Spiel haben und konnten nicht auf ewig vertröstet werden. Das Crux: Allein mit einer PC-Version kann man heute kaum genug Geld verdienen, sofern man keine Nische bedient und die Produktionskosten sich in Grenzen halten. Man merkt aber, dass Raven's Cry ein Spiel war, das in Sachen Ambitionen Spielen wie Risen oder Arcania in nichts nachstand.

Was wären Piraten ohne (Eye-)Patch?
Ich habe die gepatchte Version von Raven's Cry gespielt und muss sagen, dass dies zumindest grafisch geklappt hat. Das Spiel sieht absolut nicht schlecht aus, auch wenn es auch hier an mancher Stelle etwas mehr Politur vertragen hätte. Kleidung, die in die Körper reinclippt, Animationen die besser hätten ausfallen können. Im Prinzip sieht das Spiel aber gut aus. Und schließlich hatten auch Risen und Arcania mit Bugs zu kämpfen, besonders die PS3-Version von letzterem. Im Falle dieser beiden Spiele hatte man einen externen Entwickler beauftragt, für die 360- und PS3-Versionen zu sorgen. Diese Versionen waren technisch nur ein Schatten der PC-Ausgabe.
So hätte man natürlich auch bei Raven's Cry vorgehen können. Doch ein externer Entwickler will schließlich auch bezahlt werden und im Gegensatz zu Arcania und Risen konnte man sich nicht auf ein Vermächtnis wie das von Gothic berufen, das alleine dadurch schon Faninteresse weckte. Two Worlds 1 und 2 waren zwar gelungene Spiele, einen Kultstatus wie Gothic erlangte die Reihe jedoch nie.

Während man also recht einfach vom PC auf Xbox One und PS4 portieren kann, war das besonders bei der PS3 überhaupt nicht der Fall. Es ist unklar, wie weit entwickelt die PS3-Version war und welchen Anteil an Ressourcen sie verschlungen hat. Fest steht wohl: Sie wird nicht mehr erscheinen. Vermutlich wird auch die PS4-Version nicht mehr erscheinen, aber das würde ich nicht zu 100% ausschließen. Es sind schon merkwürdigere Dinge geschehen.

Stimmung, Detailreichtum und Gesang
Dass Raven's Cry ein ambitioniertes Projekt war, merkt man dem Spiel an allen Stellen an. Protagonist Christopher Raven will sich an den Mördern seiner Familie rächen und wird zu Beginn von einem Spanier für dessen eigene Ziele benutzt und anschließend von ihm verraten. Er macht sich also genug Feinde. Also eine echte Piratengeschichte, die genügend Potential für ein solches Spiel birgt. Insgesamt kommt die Geschichte auch gut rüber, es gibt viele gelungene Szenen. Natürlich auch weniger gelungene, aber damit steht Raven's Cry nicht alleine da. Das kann man auch für das ganze Spiel sagen: Mit dem aktuellen Stand hat das Spiel mindestens so viele positive Seiten wie negative. Das macht Raven's Cry weder zum Top-Hit noch zum Flop, wie vielerorts geschrieben.

Wie gesagt ist die Grafik gelungen. Sie ist detailreich: Wasser, Vegetation und überhaupt die Umgebung sehen gut aus und neben zahlreichen NPCs gibt es auch Ratten, Krebse, Vögel und anderes Getier. Das hat auch seinen Preis, denn man braucht schon etwas Power um das Spiel auf maximalen Einstellungen flüssig spielen zu können. Außerdem habe ich die Bewegungsunschärfe gleich abgeschaltet, weil das beim Drehen der Kamera zu merkwürdig aussah.
Die Städte und Orte sehen jedenfalls sehr belebt aus. In der Taverne wird Whiskey in the Jar gesungen, man kann dort Würfel spielen und es torkeln Besoffene durch die Straßen. Die, die gar nicht mehr alleine laufen können, werden schon mal von ihren Kameraden getragen und hin und wieder gibt es auch einen Streit zwischen NPCs, den nicht alle überleben. Dafür fehlen Interaktionsmöglichkeiten mit den Menschen (bis auf das Töten bzw. Angreifen, das geht immer). Nur wenige Personen gibt es, mit denen man Handeln und Reden kann, bzw. die für Quests wichtig sind.  

Keine Landratte
So unausgereift manche Gameplayelemente wirken, so sehr bewies man bei anderen ein glücklicheres Händchen. Christopher Raven kann als echter Pirat – im Gegensatz zu vielen anderen Videospielfiguren – durch Wasser waten und sogar schwimmen. Auch das Kampfsystem ist im Prinzip nicht schlecht. Beim Zuschlagen treffen die Degen klirrend aufeinander, mit der rechten Maustaste kann man parieren, worauf man zur Riposte ansetzen kann. Stichangriffe sind ebenso möglich wie das Nutzen der Pistole.
Besonders gelungen sind jedoch die Seekämpfe. Man steuert das Schiff recht einfach, hat aber mehrere Perspektiven zur Auswahl, kann Front-, Backbord- und Steuerbord-Kanonen separat abfeuern, kann zwischen drei verschiedenen Munitionsarten umschalten (um Takelage, Rumpf oder die Crew anzugreifen) und muss sogar die Kanonenhöhe einstellen.

Das alles birgt aber ein weiteres Problem, denn die Steuerung ist teilweise ganz schön überladen und hätte für die Konsolenumsetzung vereinfacht werden müssen. Irgendwie hätte man das aber sicher hinbekommen.
Die Steuerung funktioniert ansonsten auch einwandfrei. Allerdings ziehen einem selbst kleinste Hüpfer nach unten, z.B. von einem Steg auf den Strand, Lebensenergie ab. Auch verhalten sich die NPCs manchmal seltsam. Da spielt es keine Rolle ob auf der Straße, im Kampf oder innerhalb eines  Quest-Dialogs. Gerade da passieren die komischsten Dinge. Etwa ein NPC, der wegrennen will, aber an einem Baum hängenbleibt, der im Hintergund des Questdialogs gut zu sehen ist. Oder der Kapitän mit der »schwachen Blase«, der es auch nicht halten kann, während man ihm zum Duell auffordert (dessen Schwert lootet man lieber nicht...)

Zwischen Badass-Humor und Pannenshow
Für unfreiwillige Komik ist also gesorgt, egal wie man dazu steht. Die Story-Cutscenes sind aber mitunter sehr sehenswert. Raven ist nicht gerade ein netter Kerl. Er provoziert gerne und geht nicht zimperlich mit denen um, die er nicht leiden kann oder die ihm im Weg stehen. Viele Quests führen entweder zu Mord oder Totschlag – versucht es also erst gar nicht, den »guten Piraten« spielen zu wollen. Das hat natürlich auch was.
Im Prinzip kann man auch fast jeden töten und looten, wen man will. Wenn man in Anwesenheit anderer den Degen zieht, werden das andere Bewaffnete aber auch tun. Das gilt aber auch anders herum, wenn also der Gegner zuerst zieht und andere Bewaffnete in der Nähe sind, die nicht zum Gegner gehören. Dann bekommt man mitunter sogar etwas Unterstützung.

RPG mal anders
Obwohl historisch nicht alles korrekt ist, versucht Raven's Cry realistisch zu bleiben. Dadurch fällt das RPG-Gerüst etwas mager aus, denn magische Ringe oder Ausrüstungsgegenstände, die Statuswerte erhöhen, gibt es nicht. Nur Waffen, die sich vom Schaden her unterscheiden, was aber schon etwas ausmacht. Dafür funktionieren z.B. Pistolen nicht, wenn es regnet.
Skillpunkte gibt es dann doch noch, die man in verschiedene Talentbäume setzen darf. Hier kann man auch Einfluss auf die Kapitänsfähigkeiten nehmen, so dass man z.B. weniger Heuer bezahlen kann, ohne dass die Moral der Leute sinkt.
Wenn man alles miteinbezieht, hat Raven's Cry dann doch einiges an RPG-Elementen zu bieten. So bringen Offiziere, die man anheuert positive, aber gleichzeitig auch negative Auswirkungen auf die Crew mit, weswegen man abwägen muss, was einem wichtiger ist. Zudem kann man Handel betreiben und muss dafür Sorge tragen, dass die Crew nicht an Skorbut erkrankt.

So ganz Open World ist das Spiel dann doch nicht. Ja, es hat offene Gebiete, aber zur See fährt man per Karte. Das Schiff steuern kann man dann erst, wenn es zu Begegnungen auf hoher See kommt.



Fazit:
Bild unseres Mitarbeiters Michael Hambsch

Ich kann mir die vielen, stark negativen Rezensionen nur durch die anfänglichen und sicher auch schwerwiegenden Bugs erklären. Auf dem aktuellen Stand gibt es keine mehr, die das Spielen unmöglich machen oder den Spielspaß beeinträchtigen.
Klar reicht das lange nicht für eine 8, und vielleicht wäre Raven's Cry auch gerne eine AAA-Produktion geworden, die Ambitionen waren da. Aber was ist so falsch an einem Nischentitel, der zwar so einige Kritikpunkte hat, aber auch vieles richtig macht und seine interessanten Seiten hat? Gerade, wer das Piratensetting mag, wird so einiges finden, das ihm an Raven's Cry gefällt. Und wenn es nur die schöne Darstellung der karibischen Inseln ist. Und so manche Videosequenz, in der Raven so richtig auf den Putz haut, sollte man wirklich gesehen haben.

Woran es aber nichts zu rütteln gibt, das ist der Preis. 50 bzw. 55 Euro ist für ein digitales PC-Spiel einfach zu teuer. Ein Preis um die 35 Euro und ein Start mit weniger Bugs hätte meiner Meinung nach massiven (positiven) Einfluss auf den Erfolg von Raven's Cry gehabt.



Raven's Cry - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Autor der Besprechung:
Michael Hambsch

Screenshots


















Wertungen Pluspunkte Minuspunkte
Wertung: 6.9375 Grafik: 8.00
Sound: 7.00
Steuerung: 6.75
Gameplay: 6.00
Wertung: 6.9375
  • Gelungene Grafik sorgt für belebte Orte mit Piraten- und Karibikflair
  • Mal ein etwas anderes RPG-System, Kampfsystem funktioniert u.a. mit Parieren/Riposte
  • Handel möglich, Seekämpfe gelungen, Tavernen mit Würfelspielen
  • Oft gelungene Zwischensequenzen
  • Raven kann ein richtig fieser Typ sein
  • Die KI ist nicht gerade die hellste
  • Oft Szenen mit unfreiwilliger Komik, besonders bei Quests
  • Schatztruhen sind Mangelware
  • Keine richtige Open World
  • Zu teuer

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Rezension vom: 09.07.2015
Kategorie: Rollenspiele
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