Du bist der einzige Überlebende deines Dorfes. Es wurde eines Tages aus heiterem Himmel von Räubern angegriffen. Einsam und allein bist du durch den Wald geirrt, bis dich der Held Maze aufgabelte und dir einen Platz an der Heldenakademie von Albion verschaffte. Dein zukünftiger Weg ist damit vorgegeben: Werde ein Heroe und räche deine Familie!

Zum Jubiläum nur das Beste
Microsoft weiß, wie es mit seinen alten, erfolgreichen Spielen umgehen muss. Bereits Halo spendierte man zum Jubiläum eine Anniversary-Edition. Und jetzt, wo Fable sein zehnjähriges feiert, erhält der Titel nämlich ebenfalls eine Neuauflage mit dem Namen Fable Anniversary. Mit an Bord sind fast alle damals Beteiligten: Lionhead Studios, die das Game in jenen Jahren entwickelten und Microsoft, die es für die erste Xbox und später den PC herausbrachten. Der Einzige, der fehlt, ist Peter Molyneux, der die Reihe mitkreierte und beeinflusste.

Er war derjenige, der das Spiel regelrecht hypte, wann und wo immer er konnte! Was versprach er nicht alles? Dass man unter anderem erleben könnte, wie ein Baum aus einer Eichel heranwachsen würde. Natürlich wurde nicht alles, was er damals sagte, auch wirklich umgesetzt. Schnell hatte er den Ruf eines charmanten Dampfplauderers. Doch als Gamer war man trotzdem angefixt. Denn das Endergebnis war ein vergnügliches RPG, welches sowohl bei der Xbox als ebenso bei der ein Jahr später erschienenen PC-Version "The Lost Chapters" Bestnoten abräumte.

Kosmetische OP
Allerdings: Seit damals sind wie bereits erwähnt zehn Jahre vergangen. Und es stellt sich die Frage, wie gut die Vorlage gealtert ist. Und was wurde an ihr geändert?

Die gute Nachricht ist, dass die Lionhead Studios am Gameplay selbst nichts veränderten. Die Steuerung ist immer noch so gut wie damals. Ohne Probleme kann man seinen Charakter steuern und die herrlichsten und absurdesten Gesten und Interaktionen machen.

Ärztefehler
Die Änderungen betrafen vielmehr andere Bereiche. Die Grafik wurde so beispielsweise ins HD-Zeitalter portiert. Man kann zwar immer noch den Xbox-Ursprung erahnen, doch gleichzeitig wirkt die Darstellung zeitgemäß und das Albion aus Teil I braucht sich deshalb nicht vor seinen Nachfolgern zu verstecken! Allerdings kommt es wiederholt zu Framerateeinbrüchen. Ebenso muss man auch erwähnen, dass so manche Zwischensequenz allem Anschein nach einfach 1:1 aus der originalen Version rüberkopiert wurde. Hier ist nichts von hochauflösend zu sehen. Im Gegenteil: Die Grafik ist hier eindeutig SD und wirkt dementsprechend enttäuschend.

Die Menüführung hat mit dem ersten Teil überhaupt nichts mehr gemein. Denn diese programmierten die Entwickler von Grund auf neu und gestalteten sie so benutzerfreundlicher und übersichtlicher. Das macht sich besonders bei den Shops bemerkbar, wo man jetzt ohne Probleme die wichtigsten Items kaufen und verkaufen kann.
Auch an Nutzer der Smartglass-App wurde gedacht. Diese können sich so nette Funktionen wie Charakterprofile oder Karten auf ihren jeweiligen Geräten anzeigen lassen. Kein Muss, sondern ein nettes Kann. Kann wie in: »Man kann darauf verzichten.«

Engelchen und Teufelchen
Eines der Kernfeatures von Fable war schon immer die Möglichkeit, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Doch was damals innovativ wirkte, ist heute leider veraltet. Die Nachfolger setzten es besser um. Denn beim ersten Teil war es im Prinzip nur ein netter, visueller Gag. So beeindruckend es damals war, wenn man als vollkommen guter Held mit einem Heiligenschein durch die Gegend lief, es hatte auf das Gameplay keine spürbaren Auswirkungen. Denn die Konsequenzen des eigenen Tuns offenbarten sich einem erst am Ende des Spiels! Während des Games selbst ist davon, abgesehen vom Aussehen und den Reaktionen der Bewohner von Albion, nichts zu merken. Und letzteres wirkt sich auch nicht auf die verschiedenen Quests aus oder wie die Händler mit euch umgehen.

Ebenso fürchterlich sind die vielen Ladezeiten. Bei jedem Gebietswechsel tauchen die auf und rauben einem den letzten Nerv. Es ist unverständlich, wieso die Entwickler hieran nichts taten, sondern es dabei beließen! Damit sorgt man dafür, dass die Quests keinen richtigen Spaß machen. Besonders bei denen, die an Orten stattfinden, die weit von der Heldenakademie entfernt sind, muss man sich ständig hin- und herteleportieren.

Der Charme von damals
Doch davon abgesehen hat Fable an Charme nichts verloren. Denn die Adaption mag ihre Fehler haben. Jedoch werden diese durch die wunderbare Welt von Albion mit ihrem so typischen Humor ausgeglichen. Das Spiel nimmt sich manchmal selber nicht so ernst. Wo sonst kann man Leuten ins Gesicht furzen oder in aller Öffentlichkeit einen Hühnertanz aufführen? Nur in Fable, nur in Albion.

Die Musik ist dabei wundervoll geworden. Damals wie heute ist sie ein wahres Highlight. Und die deutsche Synchro? Ist auch nicht zu verachten! Alle Sprecher machen einen guten Job. Wäre da nicht die Tatsache, das Microsoft für Fable III die Originaltonspur anbot und der Redakteur noch immer davon schwärmt! Denn es macht doch einen Unterschied aus, ob man bestimmte Gags im Original, also mit dem herrlich britischen Tonfall, hört oder in der hiesigen Sprache.

Fable: Anniversary