Mit LEGO Marvel Super Heroes erschien vor kurzem der neueste Teil der äußerst beliebten und erfolgreichen LEGO-Reihe. Und obwohl es in Sachen Gameplay wohl wieder kaum Überraschungen gibt; schließlich ist das seit dem ersten LEGO-Spiel LEGO Star Wars: Das Videospiel im Prinzip immer dasselbe – waren doch viele auf dieses Spiel gespannt. Schließlich ist es nicht nur das erste LEGO-Spiel, das sich rund um die Marvel-Superhelden dreht, sondern auch das erste LEGO-Spiel das auf den Next-Gen-Konsolen erscheint. Und mit dem Sprung auf die Xbox One und die PS4 (beide Versionen durften wir in diesem Fall testen) könnte ja doch eventuell die eine oder andere Überraschung auf uns warten. Ob dies der Fall war, oder ob man wieder "nur" das gute alte und liebgewonnene LEGO-Gameplay genießen darf, verraten wir Dir in diesem Test.

Die Welt muss mal wieder gerettet werden. Schuld daran ist diesmal Doktor Doom. Dieser möchte nämlich mit den kosmischen Steinen aus denen das Surfbrett des Silver Surfers bestand, nichts Geringeres tun, als die Welt zu erobern. Um dieses Unterfangen diesmal auch Wirklichkeit werden zu lassen hat er sich Verstärkung gesucht, die es wirklich in sich hat. Der verrückte Professor und Nachfahre von Vlad III. Dracula hat nämlich nichts Geringeres als die Creme de la Creme der Bosheit um sich geschert, um den Plan zu verwirklichen. Und so bedrohen nicht nur Doktor Doom sondern auch der Grüne Kobold, Loki, Galactus, Magneto, Red Skull, Doktor Octopus, Sandman, Abomination und viele weitere Bösewichte aus dem Marvel-Universum New York und die ganze Welt.

Die einzigen, die das Schicksal der Welt noch ändern können sind die uns nur allzu bekannten Superhelden, die auch prompt von Nick Fury, dem Direktor von S.H.I.E.L.D. zusammengetrommelt wurden. Und so liegt es nun an Spider-Man, Mr. Fantastic, Hulk, Iron Man, Captain America, Deadpool, Ghost Rider, Wolverine und Dutzenden weiteren Superhelden, den Bösewichtern mit ihren vereinten (Super-)Kräften ein weiteres Mal das Handwerk zu legen.

Weit mehr als 130 Charaktere
Insgesamt kämpfen in diesem epischen Abenteuer weit mehr als 130 verschiedene Charaktere gegeneinander, die natürlich auch allesamt spielbar sind – zumindest theoretisch. Denn um wirklich alle Charaktere freizuschalten, benötigt man einen langen Atem. Im Lauf der rund 15 Missionen umfassenden Kampagne bekommt man nämlich nur knappe 30 Charaktere freigeschaltet. Den Rest der Helden und Bösewichte muss man sich entweder, ganz LEGO-typisch, mit LEGO-Steinen freikaufen oder gar finden. In dem New York, in dem wir uns in LEGO Marvel Super Heroes befinden, sind wir nämlich – anders als die Kulissen vieler anderer LEGO-Spiele – nicht nur in den recht linearen Levels unterwegs. Nach ein paar Missionen kann man sich nämlich zwischen den einzelnen Kapiteln frei im Big Apple bewegen und dort Nebenmissionen erkunden und viele kleine Details entdecken. Und davon gibt es wirklich viele. Wer alles entdecken, jede Nebenmission durchspielen und jeden versteckten Charakter finden möchte, braucht sicherlich einige Stunden, wodurch die Spielzeit von knapp elf Stunden (die man für die eigentliche Kampagne benötigt) mal locker auf das Doppelte und dreifache anwächst. Denn wie gewohnt braucht man für bestimmte Dinge erst wieder einen bestimmten Charakter bzw. eine bestimmte Fähigkeit, die man natürlich nicht in den ersten Spielminuten in Besitz bringt. Darum muss man oft bestimmte Tätigkeiten zu einem späteren Zeitpunkt, wenn man denn endlich über einen Charakter mit der entsprechenden Fähigkeit verfügt, angehen. Es lohnt sich aber wirklich diese Zeit zu investieren, denn vor allem Marvel-Fans werden hier so viele Anspielungen auf verschiedenste Comics und Filme finden, dass sie sich ärgern würden, wenn sie die Zeit nicht investieren würden.

Frustfreier Spielspaß für Jung und Junggebliebene
Aber nicht nur das offene New York ist sehenswert. Auch die Kampagne selber ist wirklich gelungen. Allzu große Überraschungen gibt es hierbei aber (wie ja eingangs schon vermutet) nicht. Doch warum sollte Traveller's Tales am Erfolgsrezept auch irgendetwas ändern? Und so ist es verständlich, dass sie auch auf den NextGen-Konsolen ihrem Konzept wieder treu bleiben und uns wieder durch abwechslungsreiche Levels laufen, springen, rätseln und kämpfen lassen.
Leider hält sich der Schwierigkeitsgrad, dem wir uns dabei entgegensehen, aber sehr in Grenzen. Bei den Rätseln wird einem sofort der dazu passende Charakter angezeigt und die Kämpfe gegen die normalen Gegner sind mehr Fingerübung als Herausforderung. Das einzige, was einen zumindest ein wenig fordert sind die Bossgegner, denn die erfordern zumindest eine bestimmte Taktik. Jedoch ist auch diese immer schnell gefunden, so dass auch die Bosskämpfe niemanden vor echte Probleme stellen sollten.
Dass das gesamte Spiel so einfach ist hat aber natürlich auch seinen Grund. Denn wie man es von LEGO-Spielen gewohnt ist, ist auch LEGO Marvel Super Heroes in erster Linie für das jüngere Publikum gedacht, und für die sollte es natürlich möglichst frustfrei zugehen – das darf man beim Spielen natürlich nie vergessen.

Für reichlich Humor ist gesorgt
Aber auch Junggebliebene werden an der Kampagne sicherlich ihren Spaß haben. Denn der ebenfalls LEGO-typische Humor kommt auch wieder nicht zu kurz. Vor allem in den Zwischensequenzen gibt es zahlreiche Szenen, die einem (egal ob jung oder alt) vor lauter Lachen die Tränen in die Augen schießen lassen. Aber auch im eigentlichen Spielgeschehen gibt es zahlreiche lustige Momente, Anspielungen und Überraschungen (ich sage nur Stan Lee), die einen oft mehr als nur zum Schmunzeln bringen. Man kann den Spaß aber sogar noch erhöhen – und zwar indem man zu zweit spielt. LEGO Marvel Super Heroes bietet nämlich auch wieder einen kooperativen Modus an, der selbstverständlich auch wieder im Splitscreenmodus funktioniert. Sollte man mit einem Freund an einer Konsole spielen kommt man in den Genuss des dynamischen Splitscreens, bei dem sich das Bild ab einer bestimmten Entfernung zwischen den beiden Spielercharakteren in zwei Hälften teilt.

Schönes und fehlerfreies LEGO-Abenteuer
Grafisch zeigt LEGO Marvel Super Heroes auf der Xbox One keine Makel. Von Tearing, aufploppenden Texturen oder Treppcheneffekten ist hier weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen bekommt man ein schönes und kunterbuntes LEGO-Abenteuer zu sehen, das einen nicht nur immer wieder mit neuen individuellen Figurbewegungen begeistert, sondern obendrein auch noch über eine tolle Soundkulisse verfügt. Denn sowohl der Soundtrack, als auch die Soundeffekte und nicht zuletzt die Sprachausgabe mit ihren teils aberwitzigen Dialogen können vollends überzeugen. Genau so wünscht man sich das immer.

Echte Neuerungen sucht man in LEGO Marvel Super Heroes vergebens. Doch warum hätte Traveller’s Tales auch großartig was ändern sollen, wenn das bewährte doch so gut funktioniert. Denn auch wenn man alle Spielelemente schon aus Vorgänger-Teilen der Reihe kennt, macht das Spiel eine Menge Spaß. Nicht zuletzt liegt das natürlich an der satten Portion Humor, die man hier mal wieder spendiert bekommt. Aber auch die über 130 verschiedenen und durchgehend spielbaren Charaktere und die kunterbunte Spielwelt mit all ihren Überraschungen, Nebenmissionen etc. sorgen dafür, dass man auch als Junggebliebener wieder viel Spaß mit LEGOs neuestem Spiel hat.

Abgesehen von LEGO City Undercover habe ich bisher nur die älteren LEGO-Spiele gespielt, so war mir zuletzt der dynamische Splitscreen als Neuerung bekannt. Bei LEGO Marvel Super Heroes war ich erstaunt, wie sehr die LEGO-Reihe sich insgesamt weiterentwickelt hat. Tolle Inszenierung, Sprachausgabe, viele unterschiedliche Aufgaben in den Levels, Open-World-Elemente, etc. – auch wenn dabei die ursprünglichen Plattformerelemente teilweise etwas zurückstehen. Besonders gefallen hat mir, wie die unterschiedlichen Fähigkeiten der Marvel-Helden alle eingebaut wurden. So kann sich Hulk (riesige Lego-Minifiguren waren mir auch neu) sogar in sein Alter Ego Bruce Banner zurückverwandeln (und muss dies auch schon mal tun). Einfach spitze und ein Muss für jeden Marvel- und/oder LEGO-Fan. Auch auf der PS4 ist LEGO Marvel Super Heroes übrigens technisch makellos.