Genre:
Sport USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
ab 35,39 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Ich war schon immer ein Rallye-Fan. Doch seitdem ich im Sommer dieses Jahres im Rahmen der Deutschland Rallye in Köln hautnah am Rallyegeschehen dran war, die Boliden sehen und vor allem hören konnte, bin ich von diesem Sport noch faszinierter. Aus diesem Grund habe ich mich dieses Jahr auch so sehr auf das neue offizielle Spiel zur Rallye-Weltmeisterschaft gefreut, wie schon lange nicht mehr. Doch gleichzeitig bin ich auch skeptischer geworden, jetzt weiß ich schließlich selber wie sich ein WRC-Fahrzeug in echt anhört und wie die Gefährte sich auf der Straße verhalten. Mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen geht man natürlich ganz anders an so einen Test heran als in den Jahren zuvor. Mal sehen, ob mich Milestone bzw. Bigben Interactive (der als neuer Publisher fungiert) und ihr WRC 4 - FIA World Rally Championship trotzdem wieder überzeugen können...
Meinung:
Was schon mal positiv ist, ist dass es nicht nur Wagen der WRC, sondern auch die der unteren Klassen wie etwa der WRC 2, WRC 3 oder gar Junior WRC im Spiel vertreten sind, und man all diese Wagen – samt ihren originalen Fahrern – in verschiedenen Modi über die Stages der insgesamt 13 Rallyeveranstaltungen (die aber leider nicht die Original-Etappen beinhalten, sondern nur in ihrer Beschaffenheit und Lage an diese angelehnt sind) bugsieren kann.
Dabei gibt es für jeden Geschmack etwas. Wer zum Beispiel nur einen kleinen Rallyesnack zwischendurch haben möchte, ist beim schnellen Rennen besten aufgehoben. Hier kann man eine beliebige Rallye nämlich sowohl komplett ausfahren, als auch einen Tag oder auch nur eine bestimmte Stage. Mit welchem der besagten Boliden man das machen möchte, bleibt einem dabei ebenfalls völlig selbst überlassen.
Das gleiche gilt auch für die Multiplayer-Modi. Denn egal ob man sich für die Online-Rallye bzw. -Meisterschaft (für bis zu 16 Spieler) entscheidet (in der man natürlich auch nur gegen die Zeiten bzw. Geister der Kontrahenten fährt, und sich nicht direkt auf der Strecke gegeneinander misst) oder den sehr unterhaltsamen lokalen Hot-Seat-Modus (in dem vier Spieler abwechselnd eine Etappe fahren und so ermitteln, wer der beste Rallyefahrer im Raum ist) entscheidet, die Wahl welchen Wagen man fahren möchte, bleibt einem stets selbst überlassen.
Vom Junior- zum WRC-Fahrer
Anders in der überarbeiteten Karriere. Hier muss man sich diesmal den Fahrerplatz in der höchsten Klasse, sprich der WRC, nämlich erst einmal verdienen. Und so führt einen der Weg mit seinem selbst erstellten Fahrer und Beifahrer (wobei selbst erstellt zu viel verspricht, als es schlussendlich ist. Denn mehr als den Namen, die Nationalität und ein Portrait darf man hier nicht bestimmen) zunächst in die Junior WRC, wo man gegen die anderen Nachwuchsfahrer sein Können unter Beweis stellen muss. Wenn man sich dabei gut anstellt, erhält man am Ende der Saison Vertragsangebote besserer oder gar höherklassigerer Teams.
Die besten Vertragsangebote bekommt man natürlich, wenn man Siege oder sogar den Weltmeistertitel einfahren kann. Doch auch ohne Besuche auf der höchsten Stufe des Siegertreppchen kann man sich Hoffnungen auf einen Fahrerplatz in der nächsthöheren Rennklasse machen – zumindest wenn man bei den einzelnen Rallyes die vom Team vorgegebenen Platzierungen erreicht (die bei einem schwächeren Rennstall natürlich nicht so schwer zu erreichen sind, als wenn man bei einem Team fährt, das schon mehrere Titel einheimsen konnte) und seinen persönlichen Kontrahenten besiegt. Auch dadurch kann man sich nämlich einen so guten Ruf verdienen, dass einen bessere oder höherklassigere Teams gerne unter Vertrag nehmen wollen.
Dies macht man nun solange, bis man seinen Traum von einem Platz in einem WRC-Team erreicht, und den dort zu erringenden Weltmeistertitel eingefahren hat.
Endlich eine angemessene Präsentation
Genauso überarbeitet wie der Karriere-Modus kommt auch die Präsentation daher. Das war ehrlich gesagt aber auch bitter nötig, denn das Auftreten von WRC 3 war einem offiziellen Spiel zur Rallye-WM nun wahrlich nicht angemessen. Wenn ich schon alleine an die Comic-Einlagen während den Ladezeiten denke, graust es mich.
Doch zum Glück hat sich dies mit WRC 4 vollkommen geändert. Nun bekommt man in den Menüs reale WRC-Highlight-Videos und während der (leider sehr langen) Ladezeiten Portraits mit Interviewausschnitten zur zuletzt gefahrenen Etappe zu sehen. Vor allem letzteres ist wirklich eine nette Idee, weil die anderen Fahrer einen auch erwähnen und man sich so etwas mehr "im Spiel" fühlt. Schade ist allerdings, dass sich die Aussagen der Fahrer sehr oft wiederholen und pro Klasse auch immer nur ein oder zwei Fahrer "interviewt" werden.
Aufgehübscht – mehr aber auch nicht
Die eigentliche Spielwelt wurde ebenfalls ein wenig aufgehübscht. Durch die Tatsache, dass man während der Rallyes häufig dieselben Etappen durchfährt wie in WRC 3 (was ich aber nicht als negativ ansehe, schließlich führen auch die echten Rallyes häufig jahrelang über dieselben Straßen) kann man die Aufpolierung auch sehr gut vergleichen. Ein Riesensprung nach vorn ist die Verschönerung aber nicht. Ein Vergleich mit einem, sagen wir mal, DiRT 3 oder Showdown sollte man deswegen auch nicht in Erwägung ziehen – hier würde WRC 4 nämlich jeweils deutlich den kürzeren ziehen. Das gilt aber nicht nur für die Grafik – auch in Sachen Performance hat ein DiRT noch die Nase vorn. Im Renngeschehen laufen zwar beide Spiele butterweich, beim Laden gibt es bei WRC 4 aber im Gegensatz zu DiRT doch arge Ruckler zu verzeichnen.
Tolles Fahrgefühl und ein gelangweilter Copilot
Nicht verstecken muss sich Bigben Interactives neuestes Werk hingegen beim Fahrgefühl. Die Boliden lassen sich nämlich genauso fahren, wie man sich das vorstellt. Vor allem bei den kräftigen WRC-Boliden merkt man, wie viel Power in ihnen steckt.
Um in den teils sehr engen Passagen nicht andauernd gegen irgendwelche Wände oder Bäume zu rasen (was nicht nur optische sondern auch technische Auswirkungen auf das Auto hat, welche in den Servicezeiten zwischen zwei Rallyetagen unbedingt repariert werden sollten) muss deswegen mit viel Feingefühl gefahren werden, und Gas, Bremse sowie Handbremse müssen punktgenau zum Einsatz kommen.
Der Sound kann sich ebenfalls hören lassen. Und das gilt nicht nur für die Motoren (die zwar nicht ganz so kernig klingen wie die echten, aber dennoch ganz gut getroffen sind) und für das charakteristische Quietschen der Reifen auf Asphalt, sondern auch für den Soundtrack. Lediglich die Ansagen des Copiloten hätten ein wenig mehr Emotionen vertragen können. Denn wenn man mal einen Unfall baut, fragt er einen mit einer so gelangweilten Stimme, ob man ihn umbringen wolle, als ob ihm das eigentlich vollkommen egal wäre, wenn dies tatsächlich so sein würde. Im Idealfall bekommt man diesen Spruch aber erst gar nicht zu hören, und bekommt stattdessen nur die Anweisungen aus dem Roadbook angesagt – und das macht der Kollege wiederum so souverän wie eh und je.
Fazit: Auch wenn noch lange nicht alles perfekt ist, mit WRC 4 haben Milestone und Bigben Interactive das beste klassische Rallyespiel der letzten Jahre abgeliefert (DiRT ist für echte Fans des klassischen Rallyesports ja mittlerweile kein richtiges Rallyespiel sondern eher ein Funracer). Die Präsentation ist einem offiziellen Spiel zur WRC nun endlich angemessen, das Fahrverhalten genauso wie man sich das wünscht, die Zeiten der Gegner herausfordernd, das Lizenzpaket nahezu komplett und die Karriere lässt einen den harten Kampf um die begehrten WRC-Cockpits nun richtig nachempfinden. Wenn jetzt noch die originalen Etappen ins Spiel integriert wären und die Grafik noch ein bisschen detaillierter wäre, gäbe es eigentlich nichts mehr zu meckern. Doch auch so werden Fans von klassischen Rallyespielen sicherlich viel Spaß und Freude an WRC 4 haben.
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Auch wenn noch lange nicht alles perfekt ist, mit WRC 4 haben Milestone und Bigben Interactive das beste klassische Rallyespiel der letzten Jahre abgeliefert (DiRT ist für echte Fans des klassischen Rallyesports ja mittlerweile kein richtiges Rallyespiel sondern eher ein Funracer). Die Präsentation ist einem offiziellen Spiel zur WRC nun endlich angemessen, das Fahrverhalten genauso wie man sich das wünscht, die Zeiten der Gegner herausfordernd, das Lizenzpaket nahezu komplett und die Karriere lässt einen den harten Kampf um die begehrten WRC-Cockpits nun richtig nachempfinden. Wenn jetzt noch die originalen Etappen ins Spiel integriert wären und die Grafik noch ein bisschen detaillierter wäre, gäbe es eigentlich nichts mehr zu meckern. Doch auch so werden Fans von klassischen Rallyespielen sicherlich viel Spaß und Freude an WRC 4 haben.
Grafik: 7.00
