Stolz und Vorurteil
Entwickler:
Europress Games
Publisher:
Koch Media
Genre:
Puzzles
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
9,99 €
Systeme:
PC
Inhalt:
Mit Büchern ist es manchmal so eine Sache. Zeit zum Lesen finde ich oft nicht, das Hörbuch ist zu teuer, also wartet man auf die Verfilmung. Im Falle der Literaturklassiker von Jane Austen kam mir das erst gar nicht in den Sinn. Vielleicht sind die Bücher auch nur so bekannt, weil es aus dieser Zeit kaum etwas vergleichbares gab. Vielleicht unterscheiden sie sich von heutigen Liebesromanen, die oft als schnelle Unterhaltungslektüre abgetan werden, gar nicht so sehr. Da ich aber nichts davon gelesen habe, will ich mir kein Urteil bilden. Immerhin beinhalteten die Romane damals schon recht moderne Sichtweisen, eine große Bedeutung für die Literatur lässt sich also nicht leugnen. Jedenfalls habe ich mir auch keine einzige Verfilmung angesehen, obwohl sich die Miniserie „Lost in Austen“ sehr interessant anhört. Um diese Bildungslücke wenigstens etwas zu schließen, habe ich nun die Versoftung von Stolz und Vorurteil getestet, dem wohl bekanntesten Werk von Jane Austen.
Meinung:
Für gerade mal zehn Euro bekommt man dieses Rätsel-Abenteuer neu im gängigen Spielehandel, es handelt sich dabei um eine Mischung aus Adventure, Wimmelbild-, Geschicklichkeits- und Rätselspiel. Die Handlung folgt dabei dem Roman, in dem es um die Töchter des Hauses Bennet geht, die gerne verheiratet werden möchten. Hauptcharakter ist dabei Elizabeth, die älteste Tochter, die den unnahbar scheinenden Mr. Darcy zunächst überhaupt nicht ausstehen kann. Dieser hat hingegen Bedenken was den sozialen Stand der Familie Bennet angeht. Im weiteren Verlauf der Story kommen die beiden sich schließlich doch näher. Natürlich gibt es auch eine Menge Nebenhandlungsstränge, die ebenfalls in diesem Spiel berücksichtigt werden. Dabei gibt es öfter mal einfach nur Dialoge als Text zwischen zwei Charakteren oder auch geschriebene und gesprochene Tagebucheinträge von Elizabeth.
Suchen und Finden Das Gameplay von Stolz und Vorurteil findet in immer wiederkehrenden, statischen Schauplätzen statt. Manchmal kann man sich ganz adventuretypisch durch das Anwesen der Bennets bewegen, in dem man z.B. Türen anklickt, und muss dabei Gegenstände finden, kombinieren und bestimmten Personen geben. Hin und wieder findet die Handlung auch in anderen Häusern statt. Eine Hotspot-Funktion gibt es dabei nicht, denn das Hauptaugenmerk liegt darin, die Gegenstände zu finden, manche sind sehr gut versteckt.
Manchmal gibt es dann eine Wimmelbildaktion, wobei in einem Raum oder auch einer Nahaufnahme eines Schrankes, Tisches, etc. viele Gegenstände verstreut herumliegen. Unten werden dann einige Begriffe eingeblendet, die besagen, welche Gegenstände man als nächstes finden muss. Das können dann von einer Sorte auch schon mal mehr sein, dann wird z.B. „Münze x5“ angezeigt. Auch kann es sein, dass man einen Gegenstand schon angeklickt hat, dieser aber erst später unten auftaucht. In diesem Fall verschwindet er natürlich noch nicht vom Bildschirm. In den Wimmelbildern findet man auch versteckte Siegel, die man sammeln, und dann benutzen kann, wenn man mal nicht weiterkommt. In diesem Fall eilt Vater Bennet herbei und zeigt einem z.B. den gesuchten Gegenstand. Versteckte Tagebuchseiten offenbaren zusätzliche Informationen, diese muss man dann aber immer erst zusammenpuzzeln.
Puzzle-Abwechlsung Das wäre dann auch schon der nächste Aspekt des Spiels. Immer wieder gilt es Briefe zusammenzusetzen, was nicht so schwer ist, aber dennoch bei Laune halten kann. Andere Rätsel gibt es auch, z.B. Bücher so zu sortieren, dass die Buchrücken ein Bild ergeben. Das fand ich jetzt gar nicht so einfach. Außerdem gibt es z.B. „Original und Fälschung“, ganz wie man es aus dem Rätselheft kennt. Da gibt es dann z.B. zwei leicht unterschiedliche Gemälde, oder man muss die Fehler in Elizabeths Spiegelbild finden. Durch die Rätsel wird jedenfalls ein gutes Stück Abwechslung in das Spiel gebracht.
Sticken und Klavier spielen Für noch mehr Abwechslung sorgen aber die Minispiele. Geschicklichkeit muss man da etwa im Klavierspiel beweisen. Da fallen Noten von oben herab, und wenn diese über der entsprechenden Klaviertaste sind, muss man diese Taste anklicken. Anfangs noch recht einfach, fallen später mehr Noten herab und das auch schneller. Dann gibt es noch das Kreuzstichspiel, welches eine zeitlich angepasste Version von Picross (bzw. Nonogramm-Rätsel) darstellt. Am linken und am oberen Rand stehen Zahlen, die aufzeigen, wie viele Kästchen in einer Reihe ausgefüllt werden müssen. „1 2 4“ bedeutet z.B., dass sich ein Einerkästchen, ein Zweierkästchen und ein Viererkästchen dort befinden, in letztem Fall also vier zusammengesetzte Kästchen. Zwischen diesen Blöcken muss dann mindestens ein Kästchen frei bleiben. Am Ende entsteht so ein gesticktes Muster auf dem Stoff. Diese Nonogramme werden dabei immer schwerer, wie es sich für ein solches Puzzle-Minispiel gehört.
100 Nonogramme! Sobald man die Minispiele einmal in der Story absolviert hat, kann man sie auch im Hauptmenü finden. Besonders hervorzuheben ist da der Kreuzstich, da es hier 100 verschiedene Muster gibt. Das alleine dürfte für Puzzle-Fans schon ein Kaufgrund sein, wir reden hier schließlich über zehn Euro und keinen Cent mehr (eher einen weniger). Der Grafikstil passt zum Geschehen, wenn es auch abseits der statischen Hintergründe, die dennoch gut aussehen, nur ganz kleine Effekte hin und wieder zu sehen gibt. Die Musik passt, ist aber nicht weiter erwähnenswert. Die Sprachausgabe, also Elizabeths Stimme, ist hingegen gelungen.
Fazit:
Als Einsteiger-Adventure und Wimmelbildspiel mit Handlung ist Stolz und Vorurteil sehr zu empfehlen, da der Schwierigkeitsgrad nicht zu hoch ist, die Gegenstände aber teils doch sehr gut versteckt sind – Hilfesystem durch versteckte Siegel inklusive. Auch für Puzzlefans eine Überlegung wert, nicht zuletzt durch die Tatsache, dass es 100 verschiedene Kreuzstrich-Nonogramme (ähnlich Picross) gibt. Dadurch, dass das Spiel nur zehn Euro kostet, ein echtes Schnäppchen. Also, schiebt Vorurteil und Stolz beiseite, holt euch stattdessen Stolz und Vorurteil. Und wie es Elizabeth mit Mr. Darcy ergeht, werdet auch ihr das Spiel, nachdem ihr es nach dem ersten Blick auf die Packung vielleicht wieder abweisend ins Regal gelegt habt, mit der Zeit mehr und mehr lieben. Und in Zukunft könnt ihr dann auf die Frage, ob man Stolz und Vorurteil kenne, wie ich jetzt antworten: Ja, ich habe das Spiel gespielt.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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