Sol Exodus
Entwickler:
Headup Games
Publisher:
Headup Games
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
18,85 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Pentium Dual Core 3 GHz; Win 7 32 Bit; ATI Radeon 5570; 3GB RAM
Anforderungen:
Windows 7, 2 GHz Quad Core, 4 GB RAM, 512 MB VRAM, DirectX 9.0c kompatibel
Inhalt:
Es scheint in der Natur von Computerspielen zu liegen, dass bestimmte Genres scheinbar zyklisch aussterben und widerbelebt werden. Doch nicht immer glückt der Versuch und ein ums andere Mal ist das vermeintlich Neue nur ein schwacher Abglanz längst vergangener Tage. Weltraum-Action-Titel im Stil längst noch nicht vergessener Genre-Größen wie Wing Commander sind ein gutes Beispiel für den oben beschriebenen Kreislauf. 1990 schickte Origin Systems Computerspieler mit dem ersten Teil der enorm erfolgreichen Serie in den Weltraum. Nachhaltigen Eindruck hinterließen nicht zuletzt die – nicht nur für damalige Verhältnisse – aufwändigen Zwischensequenzen, welche die Geschichte des Spiels erzählten. Grafik und atmosphärischer Sound suchten damals ihres Gleichen. Nun hat sich mit Seamless Entertainment eine Indie-Firma auf schwieriges Terrain begeben und steht vor großen Fußstapfen.
Meinung:
Der Menschheit steht das Wasser einmal mehr bis zum Hals. Im diesmal gewählten Szenario sind die Ressourcen der bewohnten Lebensräume erschöpft und als schließlich die Sonne selbst ihre Kraft zu verlieren droht, wird es Zeit grünere Weiden aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt schreibt man in Sol Exodus das Jahr 2500. Natürlich hat dieser Plan nicht nur Befürworter…
Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Commanders, dem es tatsächlich gelungen ist, einen Planeten zu finden, der den Anforderungen genügt. Nach langer Irrfahrt, kehren wir in heimische Gefilde zurück, doch die Feier zu unseren Ehren als Retter der Menschheit lässt noch etwas auf sich warten. Religiöse Fanatiker stellen sich unseren Plänen zur Rettung der Menschheit entgegen!
Die Story reißt leider keinen vom Hocker. Das ist schade, da bei den großen Genre-Vorbildern gerade die aufwendig inszenierte Geschichte ein Alleinstellungsmerkmal war. Natürlich kann ein Indie-Titel da nur schwerlich mithalten, doch etwas mehr als ein Grund auf die rot markierten Raumschiffe zu schießen, wäre der Atmosphäre sicher zuträglich.
Mangelnde Vielfalt wo man hinschaut In 8 Missionen dürfen wir der menschlichen Rasse zu ihrem Recht verhelfen. Dafür steigt der Commander selbst in seinen Allround-Jäger und nimmt den Kampf auf. Es wird im Verlauf des Spiels auch bei diesem einen Jäger bleiben.
Werden die stereotypen Einsätze erfolgreich absolviert, bekommen wir Upgrade Points, die wir in die Hades (so heißt der Jäger) investieren sollten. Wurden bestimmte Aufgaben besonders gut abgeschlossen, gibt es zusätzliche Punkte. Die Kriterien erfährt man allerdings nach dem ersten Durchgang.
Das Optimieren am eigenen Raumjäger stellt wohl genretypisch eine weitere wichtige Gameplay-Säule dar. Hier fehlt Vielfalt! Wir können die Punkte wahlweise in die Waffenstärke, die Panzerung oder den Nachbrenner investieren. Weitere Auswahlmöglichkeiten sucht man vergeblich.
In Puncto Waffen gibt es allerdings auch nicht mehr aufzurüsten, da der Jäger schlichtweg nicht mehr bietet. Wir verfügen über einen größer werdenden Vorrat immer gleicher, zielsuchender Raketen, die Bordgeschütze mit unbegrenzter Munition und eine etwas schwerfällige aber wirkungsvolle MAG Kanone (verschießt laut Handbuch elektromagnetisch aufgeladene Trümmer). Ganz spontan drängt sich mir der Vergleich zu beispielsweise „Schleichfahrt“ auf. Geschütztürme, Radar, Torpedo-Sorten, Panzerung, verschiedene Schiffe… Da konnte man sich richtig austoben. Diese Motivation ist bei Sol-Exodus nach zwei Einsätzen nicht mehr vorhanden.
The Art of… Die Raumschiffmodelle der eigenen Truppen und die der Gegner sind durchweg modern gemodelt und wissen durch genügend Details zu überzeugen. Gerade wenn man mit dem Gleiter näher an große Bomber oder Raumstationen heranfliegt, erscheinen die Texturen allerdings recht matschig. Darunter leider das Spielgefühl.
Eine schöne Zugabe ist das dem Spiel beigelegte Heft „The Art of SOL Exodus“. Auf ansprechende Art und Weise sind hier Konzeptstudien zu den Raumschiffen, den Charakteren und Artworks präsentiert.
HUD und Steuerung Die gewählte Erzählweise spricht dafür, dass die Entwickler selbst der Geschichte auch eher eine geringe Bedeutung beimessen: Am oberen Rand tauchen kleine gezeichnete Portraits (Die sehen richtig gut aus!) der jeweiligen Gesprächspartner auf und teilen dann u.U. spielwichtige Infos mit. Leider passiert das nur allzu oft, während wir uns auf das Kampfgeschehen konzentrieren müssen und eine Art Logbuch habe ich bisher nicht gefunden. Demzufolge bekommt der Pilot oft nur die Hälfte mit.
Die rein englische Sprachausgabe hingegen weiß ins Besondere für einen Indie-Titel zu überzeugen. Die Sprecher machen einen guten Job. Das Cockpit selbst ist so gut wie gar nicht vorhanden. Das soll vermutlich das Gefühl fördern an vorderster Front zu sitzen, lässt aber - zumindest bei mir - kein Pilotensessel-Gefühl mehr aufkommen. Zu reduziert! Die vorhandenen Anzeigen sind klar strukturiert und funktionieren auch im Gefecht. Diagramme zeigen die Energie unserer Schilde, die unseres jeweiligen Mutterschiffs sowie des anvisierten Ziels. Außerdem sind die Missionsziele eingeblendet und ein Radar hilft uns den Überblick zu behalten. Da gibt es nichts zu beanstanden.
Die Steuerung ist beliebig anpassbar und funktioniert mit einer Kombi aus Tastatur und Maus genauso wie mit dem Gamepad. Eine praktische Idee ist das „Gleiten“: Während unser Jäger vorwärts an einem feindlichen Bomber vorbeifliegt, können wir uns drehen ohne die Flugrichtung zu verändern und aus allen Rohren feuern. In der Praxis muss man diese Funktion allerdings kaum anwenden um erfolgreich zu sein.
Schiffe hacken und Zuflucht suchen, denn speichern kann man nicht Eine gute Idee ist das Auflockern des Gameplays durch eine kleines Minispiel: An einigen wichtigen Punkten müssen bestimmte Punkte an feindlichen Schiffen anvisiert und „gehackt“ werden um deren Schwachpunkte zu analysieren. Die Logik hinkt hier etwas, da man die Punkte erst dann beschädigen kann, wenn man von ihnen weiß, selbst wenn man vorher genau darauf gezielt hat… Aber wie gesagt: Die Idee ist gut! Die Möglichkeit im Mutterschiff Zuflucht zu suchen ist eine gute Variante den Schwierigkeitsgrad zu regulieren. Jeder Rückzug in den Schoß des Raumschiffs bringt Punktabzug in der Missionsbewertung, aber wenn dafür die Mission erfolgreich beendet wurde, ist es das wert. Besonders wichtig wird die Schildreperatur, wenn man bedenkt, dass es innerhalb der teilweise großen Missionen keinerlei Speicherpunkte gibt. Scheitern kurz vorm Ende? Nochmal von vorne… Das ist nicht mehr zeitgemäß.
Fazit:
Sol Exodus versinkt in den zu Beginn erwähnten großen Fußstapfen. Es gibt durchaus einige nette Ideen im Gameplay und die Grafik muss sich dank der Unreal-Engine nicht verstecken. Trotzdem fehlt es schlichtweg an Vielfalt bei so ziemlich allem. Darüber hinaus ist die Story derart schwach (präsentiert), dass sie auch nicht als Spielmotor funktioniert. Trotz Indie-Bonus konnte mich Sol Exodus nicht begeistern.
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