Syndicate
Entwickler:
Starbreeze Studios
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
ca. 40 bis 53 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Testsystem:
Intel Core2Duo E8400, 4GB Ram, ATI HD6850
Anforderungen:
DualCore CPU, 2GB RAM, 512MB DirectX 9 Grafikkarte, 11GB HDD, WinXP, Win Vista, Win 7
Inhalt:
1993 brachte die Kult-PC-Spieleschmiede Bullfrog, unter der Leitung der Designer-Legende Peter Molyneux, den Titel Syndicate auf den Markt. In einer dystopischen Zukunft lenkte man eine aus vier – mit Cyberimplantaten aufgemotzten – Agenten bestehende Einheit durch verschiedene Missionen, um den eigenen Konzern einen Schritt näher an die Weltherrschaft zu bringen. Noch heute gelten die isometrischen Taktikschlachten als absoluter Meilenstein unter Spielekennern. Als dann im letzten Jahr ein Nachfolger oder, wie EA es selber bezeichnet ein Remake angekündigt wurde, war die Entzückung zunächst groß. Doch schnell stellten sich berechtigte Zweifel ein. Würde das Spielprinzip in der heutigen Videospiellandschaft überhaupt funktionieren und die Spieler begeistern können?
EA gilt jetzt ja nicht gerade als innovativer und risikofreudiger Publisher. Und so sollten sich viele Zweifler auch schnell bestätigt fühlen, als bekannt wurde, dass das Remake ein Egoshooter sein würde. In Zeiten, in der eigentlich jeder Blockbuster aus der Ego-Perspektive gespielt wird, auch gar nicht verwunderlich. Als Entwickler zeichnete sich Starbreeze Studios aus, die mit den Riddick-Spielen ihr Können in der Vergangenheit ja durchaus unter Beweis stellen konnten. Es sollte also trotzdem Potential vorhanden sein in diesem Titel.
Meinung:
In Zeiten, in denen gefühlte 90% aller Triple-A-Entwicklungen Egoshooter sind, muss man schon etwas bieten, um aus der Masse herauszustechen. Syndicate kann dabei schon einmal mit einem momentan eher selten anzutreffenden Setting punkten. Die Story spielt in einer nahen Zukunft, in der große Konzerne die Geschicke der Welt lenken und das Einzelschicksal eines Menschen nichts wert ist. Im letzten Jahr erschien mit Deus Ex: Human Revolution ein in einem ähnlichen Szenario angelegter Titel, und konnte mit der dichten und glaubwürdigen Atmosphäre richtig auftrumpfen. In Syndicate schlüpft man in die Rolle des Agenten Kilo, der durch seine Cyberchipimplantate einer Ein-Mann-Armee gleich kommt. In einer linearen Kampagne hat er von seinem Arbeitgeber, dem Eurocorp-Syndikat, den Auftrag Industriespionage auf die harte Art durchzuführen. Ein verfeindeter Konzern forscht nämlich im selben Bereich wie sein Auftraggeber, und unliebsame Konkurrenz wird in der Zukunft einfach aus dem Weg geschafft.
Auf die harte Tour
Also wird Kilo zusammen mit seinem raubeinigen Agentenkollegen Milo beauftragt, den Chefforscher des gegnerischen Konzerns zu eliminieren. Der Auftrag läuft natürlich nicht ganz glatt ab und so findet man sich schnell auf der Flucht vor gegnerischen Sicherheitskräften und Agenten. In der gut sieben Stunden langen Einzelspielerkampagne kämpft man sich durch eine nett gestaltete Zukunftswelt, die in ihrem Art Design aber bei weitem nicht so stimmig und großartig ist, wie die aus Deus Ex: Human Revolution. Dabei geht es recht hart und schonungslos zur Sache. Unschuldige Zivilisten werden reihenweise abgeknallt. Man kann diese sogar als Spieler selbst massakrieren, wenn man mag. Eigentlich müssten angesichts dieser Tatsache die Gegner von Videospielen laut aufschreien, bedenkt man das Echo nach dem Flughafen-Level-Skandal von Call of Duty: Modern Warfare 2 vor gut zwei Jahren. Aber zum einem ist Syndicate einfach nicht so medienpräsent, und zum anderem lässt es einem als Spieler auch seltsam kalt.
Vorteile eines Cyberimplantats
Die Besonderheit von Kilo ist sein implantierter Mikrochip, der es ihm erlaubt gegnerische Roboter oder sogar die Chips seiner Mitmenschen zu hacken, um sie zu beeinträchtigen, was mitunter auch in deren Zerstörung oder Eliminierung mündet. Viele Hackfähigkeiten benötigen Punkte, die man durch bestimmte Aktion erhält, also ein Äquivalent zu einer Manaanzeige.
Eine weitere Eigenheit Kilos ist die Dart-Ansicht. Diese lässt sich wie eine alternative Sicht einschalten, und erlaubt es zum Beispiel Feinde auch durch Wände zu sehen, oder sie verlangsamt zusätzlich in Bullet-Time-Manier die Zeit, um das Zielen zu vereinfachen. Natürlich kann man sich nicht unbegrenzt im Dart-Modus aufhalten. Ein Balken gibt die verbliebene Zeit an, und lädt sich nach einigen Sekunden der Nichtnutzung von alleine wieder auf.
Blei um die Ohren
Die Kämpfe sind abhängig von der jeweiligen Umgebung. Kilo kann über den Boden rutschen und sollte die Deckungsmöglichkeiten seiner Umgebung auf jeden Fall ausnutzen. In einer Bar, die von gegnerischen Söldnern gestürmt wird, muss man häufig die Position wechseln, da die Gegnern einen sonst einkreisen. Eine Schießerei in einem Fahrstuhlschacht fällt da etwas statischer aus. Die Kämpfe gegen stärkere Zwischengegner sorgen zusätzlich für Abwechslung. Die KI ist dabei zwar nicht sonderlich schlau, aber im Großen und Ganzen können die Kämpfe überzeugen. Immerhin machen sie ja auch den Großteil des Spiels aus. Ganz große denkwürdige Momente wird man aber leider vergeblich suchen.
Zusammen im Team
Der Koopmodus kann vielleicht noch am ehesten als Rückbesinnung auf das Originalspiel verstanden werden. Immerhin ist man hier mit maximal vier befreundeten Agenten im Team unterwegs und muss verschiedene Aufträge erledigen. Die Koopmissionen wissen dabei durch aufwertbare Gegenstände und abwechslungsreiche Missionsziele zu gefallen. Leider sind die Server nicht gerade sehr gut besucht und es kann schon einige Zeit vergehen, wenn man ein öffentliches Spiel sucht.
Technik Von der technischen Seite liefert der Titel gehobenes Mittelmaß ab. Die Darstellung der Zukunft wirkt stellenweise zwar recht gelungen, aber die ganze Welt wirkt irgendwie leblos und sehr steif. Als sehr überzogen und auch nervig stellen sich die sehr grellen Blendeffekte heraus. Die Levels und Charaktere leiden etwas an Polygonarmut und auch die Texturen strotzen nicht gerade von Detailreichtum. Sehr cool hingegen sind die kurzen Ausflüge in die Cyberwelt, in denen man neue Dartspielereien erklärt bekommt. Das Spiel verursacht jetzt keinen Augenkrebs, aber kann sich in keinster Weise mit einem Metro 2033, Crysis, Rage oder Battlefield 3 messen. Anders sieht es beim Sound aus. Plätschert der Elektrosoundtrack größtenteils im Hintergrund daher, können die wuchtigen Sounds überzeugen und tragen durchaus zur Intensität mancher Feuergefechte bei.
Syndicate verwendet als DRM auf dem PC Origin. Man benötigt also einen entsprechenden Account und muss das Spiel auf diesen registrieren. Der Origin-Dienst befindet sich nach wie vor in der Beta. Er kann durch eine schlichte Eleganz überzeugen, ist aber ansonsten in allen Bereichen noch weit hinter Konkurrent Steam zurück. Während der Installation musste das Programm beispielsweise mehrmals neu gestartet werden. Für den Spieler bietet Origin momentan keine nennenswerte Vorteile und stellt lediglich einen weiteren, nicht unbedingt notwendigen Onlinedienst dar. Immerhin hat EA die Datenschutzregelungen für deutsche Spieler überarbeitet.
Fazit:
Ich muss gestehen, ich habe Syndicate damals nur als Demoversion gespielt und konnte dem Spiel eigentlich auch gar nicht so viel abgewinnen, aber warum EA das neue Syndicate als Remake bezeichnet ist mir ein Rätsel. Das Setting bietet durchaus Potential für ein gutes Actionspiel und das wird stellenweise auch genutzt, nur leider ist Syndicate als Ganzes gesehen einfach viel zu durchschnittlich. Die Idee des Dart-Interfaces sorgt für etwas Abwechslung und Experimentiermöglichkeiten in den eigentlich immer nach dem Standartshooterschema ablaufenden Levels. Das ist nicht schlecht, aber leider auch nicht wirklich gut. Somit ist Syndicate ein durchaus solider Egoshooter geworden, der vielen Fans des Originals aber wahrscheinlich nicht schmecken wird.
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Autor der Besprechung:
Sebastian Köller
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