Trine 2
Entwickler:
Frozenbyte
Publisher:
dtp entertainment
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
16,99 €
Systeme:
Mac, PC, PlayStation 3, Xbox 360
Testsystem:
Intel Core2Duo E8400, 4GB Ram, ATI HD6850
Anforderungen:
ab Win XP, 2GHz CPU, 1GB Ram, DirectX9.0 Shader 3.0 Grafikkarte
Inhalt:
Das märchenhafte Jump'n'Run Trine des finnischen Entwicklers Frozenbyte gehört wahrscheinlich mit zu den besten Spielen der Independent-Szene in den letzten Jahren. Die Geschichte um Zauberer Amadeus, Ritter Pontius und Diebin Zoya, die vom geheimnisvollen, namensgebenden Trine zusammengeführt wurden, um ein verfluchtes Königreich von einer Horde Untoten zu befreien, wird nun zweieinhalb Jahre nach dem Erscheinen von Trine fortgesetzt.
Meinung:
Es sind einige Jahre seit den Ereignissen aus Trine vergangen. Eines Tage ruft das namensgebende, mysteriöse Trine die drei Helden erneut zusammen, denn eine neue Gefahr bedroht das Königreich. Garstige Goblins sind aufgetaucht und stürzen das Land ins Chaos. Doch hinter der Invasion steckt scheinbar noch mehr...
Märchenhaft
Die Story von Trine 2 und überhaupt die gesamte Präsentation ist einfach eins, nämlich märchenhaft schön. Hier erwartet einen keine ernste Fantasywelt, sondern man fühlt sich wie beim Durchblättern der Seiten eines Märchenbuchs. Wer den ersten Teil kennt, weiß genau was einen hier erwartet. Es gibt die guten Helden, die sich auf ein Abenteuer begeben, um das Böse, was in allerlei Formen auftaucht, zu besiegen und wieder Frieden ins Land zu bringen.
Ungleiches Trio
Alle drei Figuren der Heldenriege haben besondere Fähigkeiten. Zauberer Amadeus kann Kisten und Planken beschwören, sowie Gegner und zahlreiche Gegenstände in den Levels durch die Luft levitieren lassen. Er hat aber keine direkte Möglichkeit in den Kampf einzugreifen und ist daher etwas schutzlos. Diebin Zoya schwingt sich mit ihrem Enterhaken durch die Gegend und erreicht so auch abgelegene Stellen. Sie kann außerdem Gegner mit ihrem Bogen beharken und lernt im Spielverlauf die Fähigkeit sich unsichtbar zu machen. Ritter Pontius ist der Haudrauf der Truppe. Mit seinem Schild kann er Schläge und Geschosse abwehren und mit seinem Kampfhammer Gegner leicht zermalmen. Ist man als Einzelspieler unterwegs, kann man jeder Zeit den Helden einfach wechseln. Man kann aber auch mit bis zu drei Freunden gleichzeitig losziehen, um das märchenhafte Abenteuer zu erleben. Diesmal sogar im Online-Koop. Dann ergänzen sich die Fähigkeiten der Helden am besten, etwa wenn der Zauberer seinen Mitspieler auf einer Planke surfend durch die Luft gleiten lässt. Die Onlinespiele funktionieren problemlos, am meisten Spaß macht es dann aber mit mehreren Mitspielern in gemeinsamer Runde. Der Spielein- und -ausstieg ist dann auch problemlos jeder Zeit möglich.
Leben im Märchenreich
War die Welt von Trine, im Sinne der Begegnung mit anderen Charakteren, noch wie ausgestorben - abgesehen von den drei Helden ist man im ersten Teil nur auf Untote gestoßen, wirkt Trine 2 allein schon durch die Goblins als Standardgegner lebendiger. Neben den Grünhäuten bekommt man es aber auch noch mit allerhand weiteren Gegnern zu tun, darunter Riesenspinnen und Echsenwesen. Viele Level bieten am Ende jetzt auch einen Bossgegner. Egal ob Drache, Troll oder Riesenschlange: Sie alle wirken durch ihre Größe bedrohlich und bringen Abwechslung ins Spiel. Nur eins sind sie leider eher selten, nämlich gefährlich.
Vielfältige Gegnerriege
Denn wie schon der Vorgänger ist Trine 2 auch wieder sehr einfach gehalten. Die meisten Standardgegner strahlen, selbst in Überzahl, selten Gefahr aus. Und die Bossgegner sind auch leicht zu durchschauen. Wird eine Figur getötet, kann man direkt eine der anderen beiden auswählen. Geht man zu einem der zahlreich in den Level vorhandenen Speichersteine zurück, werden alle gefallenen Helden wiedererweckt. Den Game-Over-Bildschirm bekommt man wirklich nur in den allerseltensten Fällen zu Gesicht. Und selbst wenn, fällt die Strafe eigentlich kaum ins Gewicht, denn die Gruppe wird einfach kurzerhand am letzten Speicherstein wiederbelebt. Es gibt zwar auch einen verstellbaren Schwierigkeitsgrad, aber selbst dadurch steigert sich die Herausforderung nicht unbedingt. Andererseits sorgt das Spiel so kaum für Frust und man kann das tolle Gameplay und die märchenhafte Atmosphäre in vollen Zügen genießen.
Kampf und Kopfnüsse
Kämpfe spielen in Trine 2 natürlich auch eine Rolle, aber viel interessanter sind die vielen Rätseleinlagen, die häufig mit Physikspielereien auftrumpfen können. So muss man eine Riesenschnecke vertreiben, die einen Höhleneingang versperrt, Wasser- und Feuerleitungen reparieren, fantasievolle Konstruktionen magisch durch die Level bewegen und so weiter. Die Rätsel sind zwar auch nicht unbedingt von der unlösbaren Sorte, machen aber viel Spaß und bieten viel Abwechslung. Schade nur, dass man zum Lösen der Rätsel am meisten auf die Fähigkeiten der Diebin und des Zauberers zurückgreifen muss. Der Ritter rückt hier eher in den Hintergrund.
Der Portal-Effekt
Es ist ja nicht so, dass es vor Portal keine Portale in Spielen gegeben hätte, aber irgendwie muss man immer sofort an das kultige Valve-Denkspiel denken, wenn man in einem Spiel über die interdimensionalen Tore trifft. In Trine 2 gibt es als Neuerung nun auch Portale, die man in vielen Räumen mittels Hebel verschieben kann, um Rätsel zu lösen. Zum Beispiel, wenn man einen Kochtopf befeuern muss, um daraus Blasen aufsteigen zu lassen.
Entschlackungskur
Ein paar Elemente des Vorgängers wurden bei Trine 2 fallen gelassen. So gibt es kein Mana mehr, welches die Figuren für den Einsatz ihrer Fähigkeiten benötigen. Ein sinnvoller Schritt, denn herausfordernd war das Management der magischen Ressource eigentlich nie, da es sich immer langsam wieder auflud. Der Zauberer Amadeus kann auch keine dreieckigen Plattformen mehr zaubern, wodurch bei Trine manche Abschnitte aber auch etwas zu leicht wurden. Etwas schmerzlicher ist der Verlust der Artefakte, die man in versteckten Schatzkisten finden konnte. Die Schatzkisten gibt es zwar immer noch, aber sie beinhalten jetzt Artworks und Gedichte zweier Schwestern. Für den Trophäensammler gibt es bei Trine 2 auch weniger zu tun, denn es gibt nur noch derer 12. Damit wurden auch die grünen Tränke gestrichen, für die man die Level aufmerksam durchsuchen musste. So bleiben nur noch die Erfahrungstränke. Hat man 50 Stück von diesen eingesammelt, erhält man einen Fähigkeitspunkt, mit dem man in einfachen Talentbäumen die Fertigkeiten der Helden steigern kann. So kann Zoya beispielsweise Eispfeile verschießen und Amadeus seinen Hammer werfen.
Märchenbuch
Bereits oft in dieser Rezension erwähnt, kann man es nur noch einmal unterstreichen. Trine 2 ist märchenhaft schön. Das fängt damit an, wie Amadeus zu Beginn in seiner Hütte - geblendet von einem hellen Licht - erwacht, und ein Erzähler wie ein Märchenonkel die Szenerie beschreibt, und zieht sich durchs gesamte Spiel. Man trifft auf Riesenschnecken, Wasser welches riesige Ranken wachsen lässt, besucht das Baumhaus einer Hexe und so weiter. Die Grafik lebt dabei von ihrer immensen Detailverliebtheit, dem Abwechslungsreichtum und die gekonnte Beleuchtung der Level. In Kombination mit dem tollen Soundtrack aus der Feder von Ari Pulkkinen fesselt einen Trine 2 mit einer heute in Spielen leider nur noch selten vorkommende Atmosphäre.
Auf dem PC muss das Spiel auf einem Steam-Account aktiviert werden.
Fazit:
Wer Trine mochte, wird Trine 2 lieben. Das Spiel knüpft konsequent an die Stärken des Vorgängers an und baut diese aus. Echte Neuerungen sucht man zwar vergebens, aber wer erwartet das auch ernsthaft bei einem Jump'n'Run. Besonders durch die schönen Rätsel, die drei unterschiedlichen Charaktere, die Möglichkeit des kooperativen Spiels und der märchenhaften Atmosphäre kann Trine 2 punkten. Dazu sieht das Spiel auch noch verdammt gut aus und hört sich sehr gut an. Der faire Preis, der in der Retailfassung ein kleines Artbook, den Soundtrack und einen Code für den ersten Teil beinhaltet, sollte einem die Entscheidung für das Spiel auch leicht machen.
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Autor der Besprechung:
Sebastian Köller
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