Alien Breed Trilogy
Entwickler:
Team17
Publisher:
dtp entertainment
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
35 €
Systeme:
Xbox 360
Inhalt:
Rockstar hat mit den GTA4-Episoden angefangen und so langsam ziehen auch andere Spielehersteller nach: Immer mehr bisher download-exklusive Spiele und Zusatzinhalte kommen als stinknormale Discversion in den Laden. Durch das augenöffnende PSN-Fiasko, bei dem Millionen Kundendaten in falsche Hände gerieten, und auch diverse Download-Spiele von Capcom nicht offline spielbar waren (bzw. immer noch nicht sind), dürfte auch wohl der letzte Bald-laden-wir-nur-noch-runter-Prophet verstummen. Wenn schon das für die nächsten Jahre angekündigte, flächendeckende DSL per Funk mit Drosselungen ab 3 bzw. 5 Gigabyte daherkommt, kann man sich das Internet für die Konsole auch gleich sparen, fährt stattdessen das Intex-System der legendären Alien Breed-Spiele hoch und legt die physikalische Version der Alien Breed Trilogy ins Laufwerk seiner Xbox 360.
Meinung:
Der Commodore Amiga war der Heimcomputer der späten Achtziger bzw. frühen Neunziger. Beim 16 Bit-Bruder des C64 legte man einfach selbstbootende Disketten ein und zockte. Mit etwas Bastelarbeit bzw. den teureren Modellen konnte man sogar richtige PCs mit Festplatte, grafischer Oberfläche, CD-Laufwerk und Internetbrowser aus den Spielecomputern machen. Bekannt für Amiga-Spiele war Team 17, die neben dem kultigen und bis heute beliebten Worms auch Shooter wie Alien Breed im Angebot hatten. Hier steuerte man aus der Vogelperspektive alleine oder im Koop seinen Kämpfer durch die Korridore eines Raumschiffes, das von widerlichen, blutrünstigen, dem Film-Vorbild nicht unähnlichen Außerirdischen überrannt wurde. Auf drei 2D-Teile brachte es die Serie, der dritte Teil Tower Assault spielte auf einem Planeten und war noch weitläufiger.
Vom Download zur Disc Als man die 3D-Tauglichkeit der PC-Grafikkarten erkannte – zuvor schielte man aus diesem Lager noch auf die flüssige 2D-Grafik des Amiga - und sogenannte Doom-Clones (die ersten Egoshooter) beliebt wurden, wurde es langsam etwas ruhig um den Commodore. Das hielt Team 17 nicht davon ab, es mit zwei 3D-Episoden zu versuchen, die zeigten, dass auch der Amiga zu solchen Spielen in der Lage war. Die beliebten Aliens aus den 2D-Spielen wurden jedoch durch andere Kreaturen ersetzt, was vielen Fans missfiel. Dann wurde es jedoch ruhig um die Reihe, immer wieder gab es jedoch Gerüchte um einen Neuanfang, dessen Episoden es letzten Endes zunächst auf Xbox Live Arcade, dann auch auf PC und PSN geschafft haben. Die Alien Breed Trilogy auf Disc fasst nun die Episoden Evolution, Assault und Descent zusammen, die jeweils 800 MS-Punkte kosten und eine zusammenhängende Story erzählen.
Schon mal mit Ein- und Ausschalten versucht? Das Flottenschiff Leopold stößt mit einem größeren, unbekannten Schiff zusammen und droht nun auf einen Planeten zu stürzen. Damit nicht genug, war das andere Schiff auch noch von schleimigen Aliens befallen. Als Techniker Theodore J. Conrad hat man nun alle Hände voll zu tun, die Brut zu bekämpfen, Systeme und Reaktoren hoch- und runterzufahren und Überlebende zu retten. Die Draufsicht hat sich in eine leicht isometrische Ansicht verschoben und wird nun effektvoll von der Unreal Engine 3 dargestellt. Dem klassischen Spielprinzip der Amiga-Klassiker blieb man jedoch weitestgehend treu.
Aliens und Upgrades So läuft man weiterhin durch die verwinkelten Gänge und Räume des Raumschiffes, zielt dabei mit dem rechten Analogstick und feuert mit dem rechten Trigger. Verschiedene Waffen gibt es, Spinde und Leichen können durchsucht werden, und für das Aktivieren von Terminals wird meistens ein wenig Zeit benötigt. Am Intex-System kann man Items und Waffen kaufen bzw. upgraden – allerdings nur ab der zweiten Episode, in der ersten läst sich nur speichern. Das gilt übrigens für alle Verbesserungen der PC- und PS3-Version, die es dann auf der 360 erst in den zweiten Teil geschafft haben. Dafür sind die Aliens vielfältiger denn je, nicht nur in der Größe. Die Wesen haben nun ganz unterschiedliche Fähigkeiten, spucken beispielsweise Säure, sind enorm gepanzert, oder schießen Stacheln ab.
Ab in den Fahrstuhl Jede Episode besteht aus fünf Story-Levels, zusätzlich gibt es noch das freie Spiel und einen Koop-Modus. Allerdings lässt sich hier nicht die Hauptkampagne zu zweit spielen. Für jeden Level kann man so ca. 45 Minuten veranschlagen, weshalb die Spielzeit insgesamt länger als bei manchem Vollpreistitel ausfällt. Zwar ähneln sich die zu erledigenden Aufgaben hin und wieder, für Abwechslung hat man bei Team 17 dennoch gesorgt. So kann man an manchen Stellen Selbstschussanlagen aufbauen, muss unter Zeitdruck die Belüftungsanlage in Gang bekommen, damit Überlebende auch weiterhin am Leben bleiben, oder auch vor einem hartnäckigen Biest flüchten. Bei all den Wegpunkten, die man abklappert, gibt es aber auch immer genug Freiraum auf den Ebenen des Raumschiffs, um Munition, Waffen, Logbücher und Geld zu entdecken.
Wie, Medipacks? Die Schwierigkeit ist hier auch schon auf dem zweiten Grad, „Veteran“, sehr fordernd, denn die Aliens kommen meistens aus Wänden und dem Fußboden gekrochen und haben einen schnell umzingelt. Geht die Munition zur Neige, kann man auf die Standard-Pistole oder Nahkampfattacken zurückgreifen, sollte man das überleben, heißt es schnell Medipacks einsetzen und für Nachschub sorgen.
Die beste Technik für die Technik Die Unreal Engine 3 zeigt hier, dass sie ihre Stärken nicht nur in Ego- oder Third-Person-Shootern ausspielen kann. Denn das Innere des Raumschiffes sieht einfach klasse aus. Jede Menge Details, Objekte, Effekte. Ständige Explosionen und Erschütterungen, sich bewegende Reaktoren und Maschinen – die Alienhatz war nie beeindruckender. Bei der ersten Episode hat man allerdings eine etwas ungünstige Farbe für den Bildschirmtext gewählt, ab dem zweiten Teil kann man etwas entspannter lesen. Sprachausgabe gibt es nämlich nur selten, und dann auch nur auf Englisch. Intro und Zwischensequenzen werden durch vertonte Comic-Strips erzählt.
Fazit:
Sammeln, Schießen und Upgraden: Wer Science-Fiction und klassische Shooter mag, sollte die Alien Breed Trilogy unbedingt in die Spielesammlung aufnehmen. Doch auch Ego- und Third-Person-Fans jüngeren Semesters können gerne mal einen Blick riskieren, und schauen, wie sich die beliebte Unreal Engine 3 so aus der schrägen Draufsicht spielt, und wie man mit Medipacks haushalten muss, weil sich die Energie nicht von selbst regeneriert. Action satt und coole Sprüche hat man auf jeden Fall sicher.
Vielleicht schaffen es irgendwann ja auch mal die Originalspiele auf eine aktuelle Konsole oder Team 17 geht mit der Reihe gänzlich neue Wege, evtl. im stark unterbesetzten Survival-Horror-Bereich. Das Potenzial ist da, daran besteht kein Zweifel.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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