Sin & Punishment: Successor of the Skies
Entwickler:
Sonic Team
Publisher:
Nintendo
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
42,49 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
Nur noch wenige Spiele heute beschäftigen sich mit einer der ureigenen Videospieltugenden, nämlich den Highscorelisten. Lediglich im Arcadegenre, also bei Spielen, die man so auch auf Spielhallenautomaten findet oder finden würde, ist die Punktejagd das erklärte Ziel und es gibt nur wenig Storytelling oder cineastische Inszenierung. Sin & Punishment ist ein Vertreter des Arcade-Action-Genres und erschien damals noch auf dem N64, allerdings nicht in Deutschland. Erst mit der Wii und ihrer Virtual Console wurde der Titel auch bei uns offiziell veröffentlicht.
Meinung:
Der zweite Teil, Sin & Punishment: Successor of the Skies, erschien nun mit etwas Verspätung zum Japanrelease auch in Deutschland. Dabei setzt die Story grob an den ersten Teil an. Zwei verfeindete Universen liegen im Clinch und schicken jeweils einen Agenten ins Feld, um die Gegenseite zu schwächen. Dummerweise kommt aber alles anders und die beiden Agenten werden zu einem Team. Im Grunde ist die Geschichte aber eher nebensächlich, denn im Vordergrund steht ganz klar die kompromisslose und schnelle Arcade Action.
Mädchen oder Junge
Vor dem Spiel entscheidet man sich für einen der beiden Protagonisten. Entweder ballert man sich als Kachi oder Isa durch die Level. Beide Protagonisten unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Spezialattacke und darin, dass Kachi automatisch auf die Feinde zielt. Dadurch wird das Spiel zumindest etwas leichter, da man sich so mehr aufs Ausweichen konzentrieren kann. Zu Anfang ist ein Wechsel zwischen beiden Figuren nicht möglich, aber im Spielverlauf ändert sich das glücklicherweise.
Landschaftliche Vielfalt
Die einzelnen Abschnitte reichen von Raumschiffinneren, über verlassene Städte bis hin zu Unterwasserwelten. Diese werden zu Fuß oder auf dem Schwebeboard auf vorgegebenen Pfaden duchstriffen und zwar meistens mit Höchstgeschwindigkeit. Als Spieler hat man aber nicht nur das Fahdenkreuz, wie bei einem Railshooter zu bedienen, sondern kann die Spielfigur auch vertikal und horizontal durchs Bild bewegen, um Hindernissen, Fallen und Gegnern auszuweichen. Eine gute Mixtur aus schnellen, fast schon rennspielartigen Passagen, einfachen Fadenkreuzballereinlagen und vielen weiteren überraschenden Spielelementen sorgen für ordentlich Abwechslung und wirken wie aus einem Guß.
Dauerfeuer
Wäre die Feuertaste bei Sin & Punishment 2 nicht mehrfach belegt, spräche eigentlich nichts dagegen die Spielfigur mit automatischen Dauerfeuer durch die Abschnitte kämpfen zu lassen. Im Grunde bleibt die B-Taste nämlich in einem gedrückten Dauerzustand. Nur um sich gegen nahe Gegner zu wehren, kann man die Taste kurz drücken, um einen starke Nahkampfattacke auszuüben. Gleichzeitig können so auch Geschosse, wie Raketen zurückgeschleudert werden.
Großer, größer, ...
Die nie enden wollenden Horden von Kanonenfutter, die sich dem Spieler in den Weg stellen, sind in Sachen Vielfalt und Abwechslung nur schwer zu übertreffen. Egal ob fliegende Animefische, stählerne Kampfläufer oder vermummte Soldaten, die Gegner sind durchweg fantasievoll und äußerst abwechslungsreich gestaltet. Langeweile kommt dabei nie auf. Richtig spektakulär wird es aber erst mit den teilweise imposanten Endbossen.
… gigantisch
Die absolut grandios in Szene gesetzten Bosskämpfe sind vom ersten bis zum letzten durchweg spannend und fordernd. Die Bosse zeichnen sich natürlich nicht nur durch eine sehr lange Lebensleiste, die so gut wie immer mehrfach komplett reduziert werden muss, sondern auch durch unterschiedliche Kampfphasen aus. Wildes Draufballern hilft eher selten. So müssen in einer Phase Schwachstellen ausgemacht werden, während man in einer anderen nur mit Ausweichen beschäftigt ist und kurz darauf kann ein Boss nur im Nahkampf verwundet werden.
Im Flow
Sin & Punishment 2 gelingt es, durch seine rasanten Spielabschnitte eine Art Flow-Zustand zu erzeugen. Selbst wenn man mit dem Genre des Arcade-Actionshooters eigentlich gar nicht viel am Hut hat, dass Spiel zieht einen – einmal angefangen – förmlich durch das rasante Gameplay in seinen Bann. Auch wenn es selbst auf der leichtesten Stufe alles andere als leicht ist und man häufig den Schriftzug "Game Over" zu sehen bekommt, versucht man sich immer wieder gern aufs Neue am letzten Spielabschnitt – was Dank unendlich vieler Continues auch keine allzu frustige Angelenheit darstellt. So verrinnt die Zeit in einem hübsch inszenierten und äußerst ideenreichen Actionfeuerwerk.
Highscorejagd
Auch wenn die Gesamtspielzeit mit knapp 6 Stunden eher kurz ist, lebt ein Arcade Shooter natürlich von der Jagd nach Highscores. Und um diese zu erreichen, wird man viele Abschnitte immer wieder aufs neue angehen, um sich alle Angriffswellen und -muster einzuprägen und vor Ablaufen der Zeit, was wichtige Bonuspunkte verspricht, einen Level zu beenden. So beschränkt sich die Wifi-Funktionalität des Spiels auch lediglich darauf, sich in Onlinehighscorelisten einzutragen. Alles andere wäre auch überflüssiger Schnick Schnack. Mehr braucht man als Punktejäger einfach nicht.
Alles im Griff
Technisch macht Sin & Punishment: Successor of the Skies einen guten Eindruck. Eine nahezu durchweg konstant hohe Framerate, viele hübsche Effekte und recht ansehnliche Modelle sorgen für ein gutes optisches Gesamtbild. In den Zwischensequenzen kommt ebenfalls die Spielgrafik zum Einsatz. Dabei wirken die Animationen der Hauptcharaktere etwas hölzern. Eine gute englische Sprachausgabe, aber auch die eher schwachen Umgebungsgeräusche und ein austauschbarer Soundtrack prägen den Titel auf der akkustischen Seite. Steuerungstechnisch kann man nichts am Spiel aussetzen. Vorraussetzung ist natürlich eine Wiimote samt Nunchuck. Der Wii-Zapper wird sinnigerweise unterstützt und für alle, die es klassisch mögen, auch der Classic Controller (Pro). Bis auf die Zeigerfunktion der Wiimote verwendet das Spiel glücklicherweise keinerlei Schütteleingaben.
Fazit:
Ich muss gestehen, dass ich weder den Vorgänger kenne, noch dass mich das Arcade-Spielgenre, wie es in den Spielhallen der Welt zu Hause ist, jemals großartig gereizt hat. Doch Sin & Punishment: Successor of the Skies hat mich voll erwischt. Beim ersten Durchspielen ist man einfach froh das Spiel gemeistert zu haben, aber erst dann eröffnet sich einem der eigentliche Spielsinn. Was für den nebenstehenden Betrachter als hektisches Bildgeflacker und hirnloses Dauerballern wirkt, ist für den Eingeweihten ein Streben nach Perfektion und zwar auf der Jagd nach der Highscore. Nur wenn man sich die Abschnitte perfekt eingeprägt hat, die Gegnerwellen kennt, möglichst hohe Multiplikatoren sammelt und das alles noch vor Ablaufen der Zeit, darf man sich ganz oben in den weltweiten Punktelisten eintragen.
Nintendo hat ein gutes daran getan, diese Serie nun auch offiziell in Europa zu veröffentlichen, und beschert seiner Wii damit einen Titel, der Besitzer der HD-Konsolen endlich mal wieder neidisch rüberschielen lässt.
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