Bayonetta
Entwickler:
Sega
Publisher:
Sega
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
50 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Die Manga-Figur Bobobo-bobo hat ihre Feinde mit verlängerten Nasenhaaren angegriffen. Das war schon ziemlich eklig. Die Hexe Bayonetta aus dem gleichnamigen Spiel greift dafür lieber auf ihr Haupthaar zurück und ist dabei nicht eklig sondern - im Gegenteil - extrem sexy. Zusammen mit der Brut der Hölle geht es nun darum, die Mächte des Himmels aufzumischen und hinter das Geheimnis von Bayonettas Vergangenheit zu kommen.
Meinung:
Wie es sich für eine ordentliche Spieleheldin gehört, hat Bayonetta ihre Vergangenheit vergessen. Alles, was sie weiss, ist, dass sie eine Hexe vom Umbra-Clan ist und permanent von Engeln heimgesucht wird, die sie um die Ecke bringen möchten. Als Hexe ist sie aber glücklicherweise nicht gerade wehrlos und so kommt es, wie es kommen muss: extrem blutig. Auf dem Weg begegnet sie außer den Armeen des Himmels auch noch einem Journalisten, der einen persönlich Groll hegt, einem mysteriösen kleinen Mädchen, ihrem dämonischen Kumpel Rodin und einem schwabbeligen, dicken Menschen, dessen Rolle irgendwie überflüssig ist und der nach den ersten Kapiteln nicht wieder auftaucht.
Absoluter Overkill Wenn man Bayonetta das erste Mal spielt, ist man überwältigt von dem absoluten Overkill, den das Spiel bietet. Im Kern findet sich eine Art Devil May Cry oder God of War, in dem von Gegnerhorde zu Gegnerhorde gekämpft wird und diese mit stylischen Combos in ihre Einzelteile zerlegt werden. Bayonetta läuft dabei um einiges schneller ab als seine Genrekollegen und dank der Hexenfähigkeiten explodiert auf dem Bildschirm während jedes Kampfes ein Effektfeuerwerk, bei dem man sich jedes Mal wundert, dass man selbst dafür verantwortlich ist.
Sowohl an ihren Armen als auch an den Beinen beginnt Bayonetta mit befestigten Pistolen, mit denen sie sich durch ihre Gegner arbeitet. Im Laufe des Spiels können auch noch ein Schwert, eine Peitsche oder Klauen gefunden werden, die individuell zugewiesen werden können. Zwischen zwei verschiedenen Sets kann außerdem während des Kampfes nahtlos gewechselt werden. Dabei bringt jede Waffe nicht nur einen optischen Unterschied sondern verfügt über komplett eigene Move Sets und Combos. Außerdem können von Feinden fallengelassene Waffen aufgenommen und kurzzeitig verwendet werden, wobei jede Waffe ebenfalls über eigene Attacken verfügt. Besitzt Bayonetta genügend magische Energie, kann sie einen Folterangriff ausführen, der besonders viel Schaden anrichtet und den Gegner besonders brutal zur Strecke bringt. Da werden Hilflose in eiserne Jungfrauen getreten, mit riesen Dornenreifen überfahren oder von einer Guillotine geköpft. Dabei spritzt auch in der deutschen Version eine ansehnliche Menge Blut. Die 18er-Freigabe hat die Uncut-Version wohl wegen der allgemein übertriebenen Over-the-top-Action bekommen, die jeglichen Realismus vergessen lässt.
Stop! Witch Time! Allerdings ist Bayonetta kein Button Masher. Wer seine Combos gut durchdenkt, kommt wesentlich eleganter durch das Spiel und das Ausweichen ist ein wichtiger Faktor. Weicht man direkt in dem Moment aus, in dem der Gegner angreift, wird die Hexenzeit aktiviert. Die Zeit vergeht deutlich langsamer, während Bayonetta ihre normale Geschwindigkeit behält. Dadurch eine große Menge an Schaden ausgeteilt werden. Um am Ende eines jeden Abschnitts eine gute Bewertung zu bekommen, ist diese Funktion unentbehrlich.
Christlicher Alptraum Bayonettas Gegner entstammen aus den verschiedenen Spheren des Himmels und sehen aus, als wären sie direkt aus einem christlichen Alptraum entsprungen. Groteske Flügelmonster, riesige Putten und Heiligenschein-bedeckte Hotrods sind nur wenige Beispiele der zahlreichen Gegner, von denen jede Sorte individuell designt ist und sich bekämpfen lässt. Dabei steigert sich die Action mit jedem Level. Zitat meiner zuschauenden Freundin: "Jedes Mal, wenn ich dir zusehe, sieht es aus, als wäre das der große, letzte Bosskampf und dann geht es doch noch stundenlang weiter." Im Kern stimmt diese Aussage, denn was da auf dem Bildschirm abgeht, sieht man bei Final Fantasy-Titeln im Kampf gegen den großen Obermotz. Alles ist bunt und schnell und einfach nur riesig. Die Steigerungen gehen soweit, dass Gegner, die als Endbosse in frühen Kapiteln herhalten mussten, im späteren Verlauf in mehrfacher Ausführung als reguläre Gegner auftreten.
So ganz stimmt die Aussage dann aber auch wieder nicht, denn dass es "stundenlang weitergeht" ist ein wenig übertrieben. Mit 8 Stunden für den ersten Durchgang bietet Bayonetta eine anständige Zeit für einen Actiontitel. Überspringt man in späteren Durchläufen jedoch die mitunter sehr langen und zahlreichen Zwischensequenzen, kürzt sich die Dauer sehr zusammen. Diese Zwischensequenzen setzen sich aus komplett animierten Stücken sowie stilisierten Standbildern zusammen, mit denen man langsam aber sicher das Gerüst der Vergangenheit von Bayonetta wieder aufbaut. Erst gegen Ende des Spiels wird der gesamte Storybogen klar.
Vorbereitung ist alles Bayonetta ist eine Hexe und damit auch darin begabt, Gebräue herzustellen. Diese entpuppen sich als Lutscher, für die Bayonetta ein besonders Faible hat. Mit diesen Lutschern können Lebensenergie und Magie wieder hergestellt oder auch die eigene Angriffskraft verstärkt werden. Lutscher können durch das Mischen von drei Grundkomponenten, die sich überall im Spiel in zerbrechlichen Gegenständen finden lassen, selbst gebraut oder in der Bar "Tor zur Hölle" gegen Heiligenscheine, die hiesige Währung, getauscht werden. Die Heiligenscheine lassen sich in der Bar aber besser in neue Comboangriffe oder Ausrüstungsgestände sowie verschiedene Skins für Bayonetta und ihre Waffen investieren.
Jetzt gibt's was auf die Sinne Grafisch zieht Bayonetta alle Register. Die Figuren sind allesamt sehr schön designt und animiert, wobei vor allem die Hexe selbst durch zahlreiche Bewegungen überzeugen kann. Die Effekte lassen es während der Kämpfe ordentlich krachen und die Umgebungen sind abwechslungsreich und sehr detailliert gestaltet. Der Sound bietet eine übertrieben gespielte, englische Synchro, die aber hervorragend zum irren Gesamtkonzept passt und die Hintergrundmusiken untermalen die Atmosphäre auf ähnlich verrückte Art. Wenn während eines heftigen Kampfes im Hintergrund Fly me to the Moon gespielt wird, hat das schon etwas surreales. Der Sound könnte eigentlich nur noch besser sein, wenn wir eine gelungene deutsche Synchro bekommen hätten. Dafür gibt es aber ordentlich übersetzte Untertitel.
Versionsvergleich Die Unterschiede zwischen PS3 und XBox 360 fallen nicht sonderlich groß aus. Während es bei der XBox-Variante mitunter zu lästigen Tearing-Effekten kommen kann, die aber auch auf der PS3 auftreten können, schlägt sich die PS3-Fassung mit abnormal langen Ladezeiten herum.
Fazit:
Bayonetta setzt einen neuen Standard für Actionspiele. Dank eines nahezu perfekten Kampfsystems mit endlosen Combomöglichkeiten, einer Vielzahl an unterschiedlichen Waffenlayouts und Unterstützungsgegenständen kommt nie Langeweile auf und die Kämpfe laufen flüssig ab. Durch Supergrafik, eine klasse Steuerung und einen abgefahrenen Sound ist auch die technische Seite ohne große Mängel. Lediglich kleinere Schnitzer wie das Screen Tearing und die PS3-Ladezeiten bringen Abstriche. Die abgedrehte Story mit den verstörenden Charakterdesigns und Bayonettas pure Sexyness sind dabei lediglich das Sahnehäubchen auf einem atemberaubenden Spielemenue. Actionfans haben keinen Grund, hier nicht sofort zuzugreifen.
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