Serious Sam HD
Entwickler:
CDV
Publisher:
CDV
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
18,95 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Core Duo 2 @ 3 GHz, 4 GB RAM, ATI Radeon 4800 HD
Anforderungen:
3,0 GHz Prozessor, 2 GB RAM, 256 MB VRAM Grafikkarte
Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 2001: Die Verbreitung spieletauglicher Internetanschlüsse in Deutschland ist noch weit von dem entfernt, was wir heute für selbstverständlich erachten. Und trotzdem boomt das Spiel im Netzwerk und gegen menschliche Gegner. Denn jedes Wochenende treffen sich in Kellern in ganz Deutschland vorwiegend männliche Jugendliche, um sich an dem zu erfreuen, was schon heute - zumindest im überschaubaren, privaten Rahmen - vom Aussterben bedroht ist: LAN-Parties.
In jeder der so verbundenen Cliquen hat sich eine handvoll Spiele etabliert, die auch von aktuellen, technisch besseren Neuerungen nur selten verdrängt werden. Meistens erfreuen sich dabei besonders Ego-Shooter besonders großer Zuneigung, was angesichts mangelnder Herausforderung durch die damalige Durchschnitts-KI auch niemanden überrascht. Doch was tun, wenn die Spieler vom steten Adrenalinrausch normaler Shooter die Schnauze voll und auch keine Lust auf ewige Strategiegeplänkel haben? Die Antwort lautet: Hirnlose und deshalb entspannende Ballerei, wenige Spieler gegen Horden ganzer Monstrositäten. Oder kürzer: Serious Sam.
Meinung:
Hinter diesem etwas obskuren Titel verbirgt sich ein zumindest origineller Shooter der kroatischen Entwickler CroTeam, der außer der Perspektive und einem relativ klassischen Waffenarsenal herzlich wenig mit den Genre-Kollegen seiner Zeit zu tun hatte, sich gerade deshalb aber einen so überschaubaren wie treuen Fankreis erkämpfte. Ob nun diese Verzweifelten seither das Postfach von CroTeam belagert haben oder die Entwickler einfach Geld machen wollen: Fakt ist, dass gut acht Jahre nach Erscheinen des Originals ein Remake erscheint, dessen Name Serious Sam HD schon den offensichtlichen Ansatz verrät.
Auf den ersten Blick...
Serious Engine 3 nennt sich die neueste Grafik-Kreation von CroTeam, die in Serious Sam HD schlicht dazu dient, das alte Spiel praktisch ohne Veränderungen zu übernehmen. Und tatsächlich erstrahlen die Level des Spiels in einem nie gesehenen Glanz, zumindest hinsichtlich der anderen Spiele des Titelhelden. Die Hänge wirken organischer, die Gegner detaillierter und endlich muss der Spieler nicht mehr raten, welche Waffe er in den Händen hält. Besonders stolz sind die Entwickler aber offensichtlich auf implementierte Lensflare- und andere optische Effekte, die über Gebühr eingesetzt und im Handbuch besonders betont werden.
Bei näherer Betrachtung...
Dass den meisten Spielern nach kürzester Spielzeit Tränen in den Augen stehen dürften, ist allerdings nicht als Kompliment zu verstehen - von den wenigen treuen Fans einmal abgesehen, die ihren Jugendwunsch erfüllt sehen. Denn ganz objektiv ist die Grafik von Serious Sam HD zwar besser als die des acht Jahre alten Vorgängers, aber eben trotzdem nicht gut. Praktisch alles, was das Spiel auf den Bildschirm bringt, haben auch Gelegenheitszocker schon besser, schöner und runder gesehen. Selbst wenn sie die letzten beiden Jahre keine Neuerscheinung mehr angerührt haben.
Ich gegen Schrott
Aber kommen wir zum Wesentlichen: dem Inhalt. Ganz im Gegensatz zu seinem seltsamen Beinamen sieht das Leben des Titelhelden nämlich eher lustig-skurril als ernst aus. Von Level zu Level sammelt er traditionelle Shooter-Waffen (Schrotflinte, Laserkanone, Maschinengewehr) und andere ebenso bekannte Boni (Healthpacks, Rüstungen) ein und hält damit auf alles drauf, was sich bewegt. Praktischerweise gibt es nämlich nichts Mobiles im Spiel, das kein Feind ist. All das findet normalerweise in RIESIGEN Ebenen statt, die von allen Seiten von Horden seltsamer Viecher überrannt werden. Und nein, anschleichen kann man sich an die nicht, liebe Splinter Cell-Geschädigten.
Unendliche Weiten, unendlicher Blödsinn
Vor das Fadenkreuz springt dabei allerlei Getier, dass jeweils die schlechten, billigen, eben trashigen Merkmale bekannter Gegnerstereotype vereint. Zu finden sind Facehugger-Kröten, Piranha-Mechs, Knochenpferde und kopflose Selbstmordattentäter (was aber kein politisches Statement darstellen soll, denke ich). Die Endgegner schließlich spotten meist jeder noch so abstrusen Beschreibung. Wem das aber noch nicht an Unterhaltung reicht, dem hat CroTeam einen Taschenrechner, Verzeihung, Computer eingesteckt, der in formschönen Grafiken und atemberaubend bekloppten Texten die Herkunft, Anatomie etc. der zahllosen Feinde beschreibt. Selten so gelacht.
Terminator light
Warum der heroische Kerl sich in den ganzen Schlamassel stürzt, ist schnell erzählt: Im 21. Jahrhundert hat die Menschheit das Weltall erobert, nur um Planet um Planet wieder von den bösen Sirianern und ihrem Kommandeur Mental (unter Fans als Menstrual bekannt) abgenommen zu bekommen. Als die Lage schließlich dramatisch wird, schicken die Menschen Kriegsheld Sam „Serious“ Stone durch ein obskures Artefakt zurück ins antike Ägypten. Denn die Götter der Pharaonen sind natürlich eigentlich Sirianer und mit einem von ihren Raumschiffen will Sam nach Sirius fliegen, um Mental schon zu vernichten, bevor er die Menschheit bekriegen kann. Klingt komisch, ist aber so.
Volle Breitseite
Wer das Original schon kennt und jetzt darauf wartet, dass endlich die Neuerungen des Remakes aufgezählt werden, sollte jetzt ganz stark sein: Abgesehen von der verbesserten Grafik und irgendwelchen, wenig auffälligen Pseudo-Details gibt es keine. Nada. Kommen wir deshalb zu etwas Erfreulicherem: Noch immer gibt es als ultimative Waffe eine riesige, gußeiserne Kanone, die mannshohe Kugeln verschießt, welche wiederum besonders im dichten Gedränge riesige Schneisen schlagen. Man muss es erlebt haben.
Fazit:
 Ähnlich wie bei richtig „guten“ Trashfilmen weiß der Spieler, solange er Serious Sam HD auch ausgesetzt ist, ganz genau was sich für ein unglaublicher Irrsinn vor seinem Auge abspielt. Das wahnsinnige Lachen kriegt man aber dennoch erst nach gut 30 Minuten in den Griff. Serious Sam HD ist absoluter Schund, definiert den Begriff Schwachsinn neu und unterfordert heutige Rechnerkapazitäten wie Spielergewohnheiten gleichermaßen. Erlebt man das Spektakel dann noch gemeinsam mit Freunden (und entsprechend erhöhter Gegnerzahl), übernehmen schnell Humor und Verhalten des kleinen Kindes in jedem von uns die Kontrolle.
Allerdings dürften die Lebenssituationen, in denen man sich darauf bereitwillig einlassen kann und es auch will, bei den meisten Spielern an einer Hand abzuzählen sein. Davon abgesehen folgt wie immer auch bei Serious Sam HD auf den maximal 30minütigen Rausch die Ernüchterung, und man schaut mit Schrecken auf das objektiv technisch und inhaltlich primitive Spiel. Erst im Rückblick erkennt man, dass der Rausch es aber wert war. Wie auch schon 2001, in einem winzigen Keller, auf einer der legendären LAN-Parties.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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Grafik: 7.00
(1 Stimme)