The King Of Fighters XII
Entwickler:
Koch Media
Publisher:
Koch Media
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
51,45 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Die King Of Fighters-Serie hat schon seit seeligen Spielhallen-Zeiten eine lange Tradition und galt für einige Zeit als die einzig lohnenswerte Alternative zur beliebten Street Fighter-Konkurrenz. In den vergangenen Jahren musste der einstige Hit aber hilflos zusehen, wie die Konkurrenz die Überholspur einschlug und für die müden Versuche, das Spiel in die Moderne zu treiben, nur ein müdes Lächeln bereithielt. Zum 15-jährigen Jubiläum der Beat'em'Up-Reihe soll nun ein Neustart her und damit auch das erste Game für die Next Generation. Doch hier hatten Capcom erst unlängst überzeugend vorgelegt…
Meinung:
Doch sieh mal einer an: Das SNK-Team hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um The King Of Fighters wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, das Ganze aber dennoch konkurrenzfähig zu gestalten. Hierzu war zunächst eine deutliche Änderung in der Gesamtpräsentation nötig. Statt sich Titeln wie Tekken anzupassen und weiterhin auf das bislang wacklige 3D-Format zu setzen, geht es nun wieder zurück zum zweidimensionalen Ursprung und das sowohl an vorderster Front, als auch in den Hintergrunddarstellungen. Das mag vielen sicher wie ein Rückschritt vorkommen - gerade auf technischem Gebiet – doch wenn man das Plus fürs Gameplay anrechnet, darf man den Designern vorab attestieren, das der erste Entwicklungsschritt schon mal in die richtige Richtung geht.
Gesund geschrumpft Um die zuletzt eher fadenscheinige Spielübersicht wieder einigermaßen herzustellen, wurde in der zwölften Episode der Fighting-Reihe an allen erdenklichen Stellen reduziert: Ein optisches Minimum, eine fast halbierte Kämpferzahl und zuletzt auch eine deutlich geschrumpfte Anzahl verfügbarer Kampfarenen. Auch dies mag zunächst für Skepsis sorgen, doch im Endeffekt hat sich diese merkliche Reduktion ausgezahlt. Es ist wieder mehr Raum für Individuelles, die Fighter selber haben wieder einen markanteren Charakter, vor allem aber wieder Moves, die nicht beliebig austauschbar wirken. Dies war bei der doppelten Anzahl noch ein ganzes Stück schwieriger…
Saubere Animationen Wesentlich auffälliger sind aber gerade zu Beginn die rundum erneuerten Animationen der Hauptdarsteller. Der Stamm der Fighter ist geblieben, wurde jedoch zeichnerisch einer Frischzellenkur unterzogen. Gerade die muskulöseren Brocken wirken regelrecht gigantisch und überzeugen in ihrem verbesserten Comic-Look auf Anhieb. Den Entwicklern war spürbar etwas daran gelegen, die Individualität der alten Helden wieder herzustellen und sie nicht mehr in einem Meer von Charakteren untergehen zu lassen. Dieser Schritt hat sich vor allem auf die Körpersprache und Mimik der Akteure positiv ausgewirkt und ist der Reduktion auf das Wesentliche zu verdanken.
Die prompte Enttäuschung Sobald man dann aber aufs Gameplay als solches zu sprechen kommt, wächst The King Of Fighters XII zu einer riesigen Enttäuschung heran. Dort nämlich, wo man bei den Rahmenarbeiten echt gute Arbeit geleistet hat, wurde inhaltlich gespart. Da wäre zunächst die magere Auswahl verschiedener Spielmodi. Neben dem typischen Tournament-Game gibt es nur noch den Arcade-Modus, in dem es aber grundsätzlich nur gegen die Uhr geht, den obligatorischen Versus-Mode sowie die Online-Variante, die aber so zähfließend verläuft, dass man sie sich auch gleich schenken kann. Dies wäre alles noch zu verkraften, wenn die Challenge okay wäre – doch da folgt auch gleich der nächste Dämpfer. Um es auf den Punkt zu bringen: Jeder Einsteiger kann ohne großes Vorwissen über die einzelnen Spezialfähigkeiten locker jeden noch so hoch angesetzten Gegner kaltstellen. Die KI ist so verschwindend gering, dass man problemlos von Kampf zu Kampf marschieren kann, ohne sich einmal Gedanken über den Zustand seines Kämpfers machen zu müssen. Ob das Sinn macht?
Die Tücken der Präsentation Unerwartet öffnen sich zu einem späteren Zeitpunkt dann auch die Nachteile des schrumpfenden Backings: Es gibt keine Special Enemys, man verläuft sich zwangsläufig in den gleichen Stages, und auch Bonusaktionen, die im Spiel frei geschaltet werden könnten, sind Mangelware. Hinzu kommt, dass die meisten Kämpfer über ein echtes Schmalspur-Repertoire verfügen. Zwar gibt es individuelle Moves und Combos, doch auch hier ist die Auslese sehr eingeschränkt – zu wenig für einen Titel, der ernsthaft konkurrenzfähig sein möchte. Und noch viel schlimmer: Freut man sich erst über die ernsthafte Rückbesinnung, stellt man im Laufe des Spiels fest, dass damit auch viele Hindernisse und Limitationen verbunden sind, die man zunächst noch nicht wahrhaben möchte.
Freudiges Duell Letzten Endes macht The King Of Fighters XII daher auch langfristig nur im Versus-Duell Spaß. Hier kann man das Repertoire erschöpfen und sich auch an gleichwertigen menschlichen Gegnern messen. Hier muss man nicht erwarten, dass man einen Gegner zehnmal hintereinander mit dem gleichen Move schwächen kann. Und hier stört man sich auch weniger daran, dass die Kämpfe vor kaum wechselnden Hintergründen ausgetragen werden – Sachen, die das eigentliche Hauptspiel und auch der schwache Online-Modus einfach nicht bieten können. Und daher brauchen sich die Herrschaften bei Capcom auch keine Sorgen zu machen, ihren jüngsten Zögling von der Spitze verdrängt zu sehen.
Fazit:
Man kann sicher nicht leugnen, dass die Mannschaft von SNK sich viel Mühe gegeben hat, The King Of Fighters in der neuen Edition wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Und auf den ersten Blick ist alles prima; die Grafik, das Drumherum und zuletzt auch die bessere Spielübersicht. In der Action selber sind die Abstriche aber dann zu groß, als dass sie sich gegen die guten Entwicklungen aufwiegen ließen. Die mordsmäßig schwache KI fordert nur für einen sehr kurzen Zeitraum, die wenigen Spielmodi wiederum bieten langfristig nichts Ansprechendes. Und wenn es nur darum geht, gegen einen Freund zu prügeln, greift man ebenfalls besser zu Street Fighter, weil hier die Charaktere und die Moves noch besser ausbalanciert sind. Von daher: Es ist ein Versuch, und er ist bisweilen ganz in Ordnung – aber am Ende ist Nr. 12 doch eine ziemliche Enttäuschung.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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