Spyborgs
Entwickler:
Capcom
Publisher:
Capcom
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
Während auf 360/PS3/PC mit Resident Evil 5, Bionic Commando, Dark Void, Devil May Cry 4, dem neuen Street Fighter und der Lost Planet-Reihe ordentlich die Post abgeht, denkt man bei der Kombination Capcom/Wii eher an gelungene Ports zum Konsolenauftakt (Resident Evil 4, Okami), die viel für die Zukunft versprachen. Was danach kam, waren leider nur Recycling-Railshooter und sinn- und lieblose Ports ("RE-make"). Doch letztes Jahr enthüllte man bei Capcom ein bisher geheim gehaltenes Wii-Spiel - die Begeisterungsstürme hielten sich jedoch in Grenzen. Ob die Spyborgs diese Reaktion verdient hatten, erfahrt ihr jetzt.
Meinung:
Die Spyborgs scheinen direkt dem Zeichentrickprogramm der frühen Neunziger entsprungen: Kybernetisch verbesserte Superhelden kämpfen im 22. Jahrhundert für… Tja, keine Ahnung. So tief geht das Spiel dann nicht. Auch über die Hauptcharaktere erfahren wir nichts. Da gibt es den Alpha-Helden mit der Wumme, das agile Katana-Girl, den Haudrauf-Roboteraffen und den Typen, der nur mit Computersachen zu tun hat. Also eine Art "Trio mit vier Fäusten 2.0". Nur dass es eben ein Quartett ist, bei dem drei zulangen.
Bionische wie wir So viel steht fest: Das Spyborgs-Team war schon mal größer. In letzter Zeit verschwanden jedoch ständig mehr und mehr Mitglieder. Für Suchaktionen war man aber wohl zu beschäftigt, so kam, was kommen musste: Stinger, Clandestine, Bouncer und Voxel werden von ihrem Anführer Jackal (vertrauensvoller Name für einen Superhelden-Chef) verraten. Die Spyborgs-Initiative wird nun von Robotern überrannt, die es platt zu machen gilt. Daher wählt man zwei von den drei kampftauglichen Spyborgs aus, und lässt sich dabei entweder von der KI oder einem menschlichen Mitspieler unterstützen.
Das Spielprinzip von Spyborgs ist schnell erklärt: Man macht eine Horde Gegner mit Combo-Attacken aus zwei Buttons platt, läuft ein Stück weiter im Level, macht wieder Gegner platt, usw. Nebenbei kann man noch die Einrichtung und Kisten mit Powerups demolieren, falls mal doch kein Gegner in greifbarer Nähe ist. Die grünen Kügelchen erhöhen kurzzeitig die Stärke, die blauen heilen, die gelben laden den Balken für Team-Attacken auf, und die roten stellen die Währung für den Upgrade-Shop dar. Hin und wieder darf man mittels Zeigefunktion einen getarnten Brückenschalter enttarnen, oder aber auch versteckte Upgrade-Kisten und zu sammelnde Tonbänder, die wenigstens ein paar Hintergrundinfos liefern, aufdecken. Zusammen mit Treppe hoch und Treppe runter war es das aber auch schon mit der spielerischen Finesse. Übrigens gibt es ganze vier Gegnertypen, die einfach immer nur in stärkeren Varianten auftauchen. Jedes Mega Man-Spiel auf dem NES hat da mehr zu bieten.
#86: Didn’t add a boss to stage 2 Man kennt die Spiele: Erster Level super, doch ab dann geht‘s bergab. Im Falle von Spyborgs muss man sich erst durch sieben kleine Unterlevels kämpfen, um dann im achten einen tollen Bosskampf zu erleben. Ja, denke ich, die ganze Klopperei hat sich schließlich doch noch gelohnt! Nun hat das gesamte Spiel leider nur vier Episoden, und bei der zweiten hielt man es wohl überhaupt nicht für nötig, einen fiesen Endgegner einzubauen. Schlechtes Karma, liebe Entwickler - unter denen sich übrigens auch einige Leute befinden, die Insomniac (Ratchet & Clank, Resistance) verlassen haben.
Dieser Babelfisch stinkt! Spyborgs liefert gleich fünf Schwierigkeitsgrade: Anfänger, Locker, Hardcore, Adrenalin und Alptraum. Und ja, auch bei Locker ist für die meiste Spieler wohl nicht alles so locker. Jedoch muss man kein neues Spiel anfangen, wenn man sich überschätzt hat, oder es doch mal ein bisschen härter angehen möchte. Jeder gespielte Level lässt sich erneut spielen – mit den Upgrades, die man im Laufe des Spiels erworben hat. Und der Schwierigkeitsgrad ist auch mitten im Pausemenü umstellbar. Nebenbei sammelt man Leistungen, in etwa wie Erfolge oder Trophys, nur dass diese auch neue Modi, Galeriebilder und weitere Extras freischalten. Die Übersetzungskunst des Lokalisationsteams lässt sich hier übrigens am besten bestaunen: „Beenden Sie Stufe 4-2, ohne Feinde klopfen weg vom LKW“ oder auch „Don’t ließ jedermann alle mögliche Geländer in Stufe 1-1 brechen“. Bei derartigem Sprachgewirr ist der Brechreiz wirklich nicht weit.
Auf der Technik lässt sich aufbauen Doch ja, Spyborgs hat auch gute Seiten. Zwar kündigte Capcom mal an, man wolle das Spiel etwas düsterer und ernster gestalten, der Grafikstil an sich unterscheidet sich aber nicht wirklich stark vom ursprünglichen Ansatz. Insgesamt wurde er aber ordentlich auf die Wii umgesetzt. Sowohl bei Animationen als auch bei Hintergrunddetails wurde nicht gespart. Flüssig läuft das Spiel auch noch, technische Probleme gibt es nicht. Immerhin haben es die Jungs von Bionic Games also technisch und grafisch drauf, jetzt heißt es gute Produzenten, Gamedesigner und Autoren einstellen.
Die Steuerung ist gut und besitzt nur ein paar wenige Bewegungselemente. Etwa, wenn man bei einem Teamangriff, oder einem Endgegner-Finisher (Kratos lässt grüßen) mal die Remote und ab und zu auch den Nunchuck in eine bestimmte Richtung bewegen muss. Das funktioniert meistens anstandslos. Was den Sound angeht, so fällt dieser zumindest nicht negativ auf. Auch der Remote-Lautsprecher wurde passend eingebunden. Die Sprachausgabe ist komplett in englisch, könnte aber etwas besser sein. Die Musik ist leider nicht der Rede wert.
Fazit:
Ich glaube, Spyborgs kann für eine Weile, und besonders im Koop, ziemlich Spaß machen. Wenn wir es aber nüchtern betrachten, dann haben wir kaum eine Story, auswechselbare Charaktere ohne Charme, ein langweiliges Spielprinzip und insgesamt ein sehr kurzes Spiel in der Hand. Zwar ist die grafische Verpackung und der Umfang der Extras sehr gelungen, das alles täuscht jedoch nicht darüber hin weg, dass man auch als Capcom-Fan locker an Spyborgs vorbei kommt, ohne es auch nur einen Moment zu bereuen. Schaut man sich an, was diese Firma auf der letzten Generation geleistet hat, und schielt schließlich noch zu 360/PS3/PC rüber, dann kann man nur zu einem Schluss kommen: Capcom mag die Wii einfach nicht.
| |
Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
|