Blood Bowl [DS]
Entwickler:
Cyanide Studio
Publisher:
Cyanide Studio
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
36,45 €
Systeme:
DS
Inhalt:
Nach der PC- und PSP-Version wird auch
der DS mit dem blutigen Fantasy-Football Blood Bowl gefüttert.
Technisch aufgrund der Hardware wohl eher weniger beeindruckend, ist
die Frage um so größer was die französischen Cyanide
Studios mit den besonderen Eingabemethoden und dem doppelten
Bildschirm des DS zu Tage fördern.
Meinung:
Blood Bowl ist auch auf dem DS ein
beinhartes Footballspiel, das nach der Brettspielvorlage von Games
Workshop entwickelt wurde. Hier fliegt nicht nur der Football durch
die Luft, es knacken ebenso die Knochen. Einen gegnerischen Spieler auf
den Friedhof zu schicken ist mindestens genau so wertvoll wie ein von
Cheerleadern umjubelter Touchdown.
Dabei haben es die Cyanide
Studios wirklich ganz genau
genommen und auch auf dem DS eine 1:1 Umsetzung zum Brettspiel abgeliefert. So besticht Blood Bowl, genauso wie auf dem großem
Bruder des PC-Spiels, auch auf dem DS durch eine gehörige
Portion Taktik, Kadermanagement und natürlich Glück! Denn
die Grundlage ist nun einmal ein Würfelspiel das seine Spannung
darauf aufbaut, dass selbst Unmögliches durch Glück
gelingt oder aber der todsichere Pass unvorhersehbar missglückt.
Grenzenloser Jubel gibt sich stetig die Hand mit erbarmungslosem
Frust! Reine Taktiker, die Blood Bowl als mathematische
Schachpartie spielen wollen, sollten es deshalb lieber gleich bleiben
lassen.
Meistermacher Herzstück
das Spiels ist der Meisterschaftsmodus, an den man sich aber erst
nach dem guten - wenn auch kurzen - Tutorial und ein, zwei Probematches
heran wagen sollte. Als erstes wählt man eines der Völker,
die alle unterschiedliche Spielstile pflegen. Da wären die nahkampforientierten Völker der Orks, des Chaos, der Zwerge und in gewisser Weise noch die Echsenmenschen. Dem gegenüber stehen die
eher wendigen, auf Pass- und Laufspiel ausgelegte Völker der
Waldelfen, Skaven und Goblins und zu guter Letzt die gesunde
Mischung all dessen auf Seiten der Menschen.
Nach
der Wahl des Volkes muss man mit seinem Budget seine Mannschaft
zusammenstellen. Hier hat jedes Volk äußerst
unterschiedliche Spieler für unterschiedliche Positionen. So
gibt es Nahkampfmaschinen, die alles kurz und klein hauen, reine
Blocker die sich allem in den Weg stellen, agile Fänger und
präzise Werfer. Mindestens elf Spieler müssen eingekauft
werden; da Spieler hier aber dauerhaft sterben können, muss man besser vorsorgen! Nun wollen auch noch Cheerleader und Sanitäter
gekauft werden - die einen bringen mehr Gold in die Kasse, die anderen
heilen verletzte Spieler. Und wer bezahlt die Bestechung des
Schiedsrichters? So wird geschickte Team- und Finanzplanung zwingend
notwendig!
Nach
dem Spiel bekommen die Spieler für besondere Aktionen
Erfahrungspunkte. Diese werden auf neue Fähigkeiten verteilt,
die zahlreich und abwechslungsreich vorhanden sind. Man kann sich
Allrounder basteln, oder auch absolute Spezialisten, die Wahl hat der
Spieler.
Knallharte Rundenstrategie Das
Spiel selbst ist in Runden aufgeteilt, jeder ist sechzehnmal für
maximal vier Minuten am Zug. Man kann mit jedem Spieler pro Runde
eine Aktion ausführen. Das Fiese an der ganzen Sache in Blood
Bowl ist, dass eine verpatzte Aktion sofort ein Turnover erzeugt.
Heißt: Runde versaut, Gegner wieder dran, selbst wenn es die
erste Aktion der Runde war. Da bei fast jeder Aktion der Würfel
über den Erfolg entscheidet, kann beim digitalen Würfelpech
die beste Strategie im absolutem Untergang enden. Strategen mögen
jetzt die Nase rümpfen, vergessen dabei aber eine goldene Regel
der Blood Bowl-Veteranen: Erzwinge dein Glück! Je nach Volk und
deren Attributswerten sind gewisse Aktionen wesentlich sicherer; hat
man einen zweiten oder gar dritten Spieler an seiner Seite, so erhöht
dies die Erfolgswahrscheinlichkeit.
Kurz: wirft mein agiler
Waldelfenspieler den Ball, ist es verhältnismäßig
sicher, dass der Ball ankommt. Stehe ich aber einem muskelbepackten
Schwarzork gegenüber, sollte ich mit meinem schwachen Waldelfen
lieber den Nahkampf scheuen. Habe ich aber vorher zwei weitere
Mitspieler an dessen Seite positioniert, steigen meine Chancen dass
ich dem Ork das Hirn aus dem Kopf prügle, selbst wenn ich nur
ein Viertel der Körpermasse auf die Waage bringe. Da aber
jede Figur nur eine Aktion ausführen darf, und man gleichzeitig auf
Verteidigung und Angriff achten muss, entsteht eine äußerst
fordernde Spielmechanik die aufgrund des planerischen Vorausdenkens
von Spielzügen dann eben doch dem Schach ähnlich ist.
Schade ist, dass man die Meisterschaft nur alleine spielen kann. Denn
im Hot-Seat-Modus des Einzelspiels zeigt Blood Bowl warum es
mindestens eine Klasse besser ist, wenn der Gegner menschlich ist.
Argh... wieder daneben! Eines
der größtes Mankos an der ganzen Sache ist dann leider die
Steuerung. In der Übersicht ist es äußerst
fummelig, den richtigen Spieler mit dem Stylus auszuwählen oder
diesem Befehle zu geben. In der Nahansicht klappt dies zwar besser,
nur fehlt hier einem dann logischerweise die Übersicht zum Planen der Spielzüge. So ist man immer gezwungen, ständig
zwischen den Ansichten zu wechseln, was den Spielfluss doch deutlich
stört. Ebenfalls ist es äußerst unpraktisch, wie
Aktionen ausgelöst werden. Klicke ich auf einen Spieler,
erscheint über dessen Kopf ein Ringmenü mit möglichen
Aktionen. Ist es schon fummelig den Spieler zu erfassen, sind die
Icons im Ringmenü nicht gerade leichter zu betätigen. Zu
guter Letzt muss man seine Auswahl noch mit einem Doppelklick
bestätigen, bei dem man schnell mal abrutscht und so die Auswahl
wieder verliert. Alles in allem hätte man hier sicherlich
eleganter zu Werke gehen können.
Bitte vorspulen... Schnell
mal ein Match einschieben? Denkste! Blood Bowl ist keine
Zwischenmahlzeit. Während meiner einstündigen Bahnfahrt
habe ich gerade mal ein einziges Match inklusive der Vorbereitung
hinbekommen. Das liegt nicht an meinen ausufernden taktischen
Finessen, sondern leider am CPU-Gegner. Klar, jeder hat vier Minuten
pro Zug, nur habe ich keine Lust vier Minuten dem DS beim Zaktieren
zu zugucken! Vorspielen? Geht nicht. Überspringen? Auch nicht.
So starrt man stellenweise 20 Sekunden auf den DS, um dann zu sehen
dass der Gegner eine Figur zwei Felder nach vorne schiebt. Warum das
so ist, können wohl nur Cyanide Studios beantworten.
Kein Augenschmaus! Was
meinte mein Kollege zur getesteten PSP-Version, das sehe aus wie DS-Grafik? Schön wärs, mit Neid schiele ich auf die PSP! Die Grafik ist äußerst zweckmäßig
gehalten, eher erinnert sie an Sprites denn an 3D und auch die
Animationen beschränken sich aufs Gröbste. Der Flair stimmt
trotzdem, und der zweite DS-Bildschirm zeigt einem immerhin das gerade
markierte Modell einschließlich deren Attribute an.
Fazit:
So
brutal Games Workshop in den Achtzigern Blood Bowl kreiert hat, so
dermaßen schonungslos geht es mit dem Spieler um. Anfänger
werden gegen erfahrene Mitspieler nur das Brechen ihrer Knochen hören
und schonungslos untergehen. Das zeigt, dass dieses Spiel mehr ist als nur
ein würfellastiges Glückspiel! Es erfordert das genaue
Planen über mehrere Spielzüge, mit dem stetigen
Hintergedanken im Kopf, das trotz jeglicher Planung das Unmögliche
doch immer möglich werden kann. Das kann pure Glückseligkeit
bei Erfolg, aber auch häufig den totalen Frust hervorrufen. Blood
Bowl ist hart, und genau darum ist es kein Mainstreamspiel. Wer aber
Lust hat, sich ein wenig darauf einzulassen, die Regeln erlernt und
über die zweckmäßige Grafik hinwegsehen kann, wird
mit großem Spielspaß belohnt!
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